19.10.2024
Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen: Alarmierender Anstieg in Bayern

Versicherung: KKH: Abrechnungsbetrug in Bayern in Höhe von 1,8 Millionen

Im Jahr 2023 verzeichnete die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) in Bayern einen Betrugsschaden von über 1,8 Millionen Euro. Dies stellt einen alarmierenden Anstieg dar und positioniert Bayern an der Spitze der Bundesländer in Bezug auf die Höhe des Betrugs. Schleswig-Holstein folgt mit einem Schaden von etwa 800.000 Euro, während der bundesweite Schaden auf rund 3,5 Millionen Euro geschätzt wird, wie eine Sprecherin der KKH mitteilte.

Der Betrug im Gesundheitswesen manifestiert sich in verschiedenen Formen. Dazu gehören der Einsatz von Pseudo-Pflegepersonal, das Panschen von Arzneimitteln, der Missbrauch von Versichertenkarten, die Abrechnung nicht durchgeführter Behandlungen und die Fälschung von Berufsurkunden. Diese betrügerischen Praktiken ziehen sich durch alle Bereiche des Gesundheitssystems, einschließlich Arztpraxen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Praxen für Physiotherapie und Ergotherapie.

Die KKH stellt fest, dass die teuersten Betrugsdelikte in der ambulanten Pflege zu verzeichnen sind, mit unberechtigten Forderungen in Höhe von fast 1,9 Millionen Euro. Der Arzneimittelsektor folgt mit einem Schaden von über einer Million Euro. Im Jahr 2023 wurden bei der KKH insgesamt 553 neue Betrugsfälle gemeldet, wobei Bayern mit 76 Fällen den zweiten Platz hinter Nordrhein-Westfalen einnimmt, wo 128 neue Fälle registriert wurden.

Die skrupellosen Methoden der Betrüger

Emil Penkov, Chefermittler der KKH, weist darauf hin, dass es sich bei den Tätern oft um einige wenige schwarze Schafe handelt, die durch ihre Betrügereien das Ansehen ihres Berufsstandes schädigen. Diese Betrüger gehen jedoch teils skrupellos vor und gefährden sogar Menschenleben, um sich illegal hohe Summen zu erschleichen. Die KKH betont, dass die Mehrheit der Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren, laut einer Forsa-Umfrage, bereits Erfahrungen mit Betrugsdelikten im Gesundheitswesen gemacht hat oder Betroffene in ihrem Umfeld kennt.

Um Straftaten aufzudecken, ist die Kasse auf Hinweise angewiesen. Die meisten Hinweise auf Fehlverhalten kommen vom Medizinischen Dienst (MD), anderen Krankenkassen und der Polizei. Penkov ermutigt die Öffentlichkeit, Verdachtsfälle zu melden, da jeder Bürger einen Verdacht äußern kann.

Die Auswirkungen des Betrugs auf das Gesundheitssystem

Die KKH hebt hervor, dass die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2022 auf einen Rekordwert von 274,2 Milliarden Euro gestiegen sind. Diese enormen Summen wecken Begehrlichkeiten bei einigen, die versuchen, sich ein Stück vom "Milliardenkuchen Gesundheitssystem" abzuschneiden. Die KKH hat als erste bundesweit tätige Krankenkasse einen speziellen Arbeitsbereich eingerichtet, der sich ausschließlich mit der Bekämpfung von Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen befasst. Fachleute aus verschiedenen Bereichen arbeiten daran, Fälle von Betrug zu identifizieren und die negativen Strukturen im System aufzudecken.

Die KKH führt regelmäßig Fachtagungen durch, um das Bewusstsein für das Problem des Betrugs im Gesundheitswesen zu schärfen und Lösungen zu erarbeiten. Die nächste Fachtagung zum Thema "Betrug im Gesundheitswesen" ist bereits geplant und soll Fachleuten die Möglichkeit bieten, sich über aktuelle Entwicklungen und Strategien auszutauschen.

Fazit

Der Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen stellt ein ernsthaftes Problem dar, das nicht nur finanzielle Schäden verursacht, sondern auch das Vertrauen der Versicherten in das System untergräbt. Die KKH und andere Krankenkassen sind gefordert, verstärkt gegen diese Praktiken vorzugehen und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen, Behörden und der Bevölkerung kann es gelingen, die Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen und das Gesundheitssystem zu schützen.

Die KKH appelliert an alle Versicherten, wachsam zu sein und verdächtige Aktivitäten zu melden, um gemeinsam gegen den Betrug im Gesundheitswesen vorzugehen.

Quellen: dpa, KKH

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