Der 20 Jahre andauernde Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist Gegenstand einer Enquete-Kommission des Bundestages. Wie die F.A.Z. berichtet, kommt die Kommission zu einem ernüchternden Ergebnis: "strategisches Scheitern". Der Einsatz, der kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 begann, sollte ursprünglich den Terror bekämpfen und westliche Standards in Afghanistan etablieren. Doch wenige Tage nach dem Abzug der letzten internationalen Truppen im Sommer 2021 übernahmen die Taliban wieder die Macht.
Die Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“, eingesetzt im Sommer 2022, untersucht das deutsche Engagement und hat 72 Handlungsempfehlungen für zukünftige Kriseneinsätze erarbeitet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kritisiert die Kommission das Fehlen einer realistisch umsetzbaren Strategie, einer kontinuierlichen und selbstkritischen Bestandsaufnahme sowie zu hoch gesteckte Ziele. Trotz Teilerfolgen, wie Verbesserungen der Lebensbedingungen, der Infrastruktur und des Bildungswesens, überwiegt die Kritik am Einsatz.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) dokumentiert die Geschichte des Einsatzes. Anfangs konzentrierte sich die ISAF auf Kabul und Umgebung, doch ab 2003 weitete sich das Einsatzgebiet auf ganz Afghanistan aus. Die Bundeswehr übernahm die Verantwortung für das PRT Kundus im Norden Afghanistans. Zunächst galt die Region als relativ sicher, doch ab 2006 mehrten sich die Anschläge auf deutsche Patrouillen. Der Einsatz entwickelte sich zu einem Kriegseinsatz, obwohl diese Bezeichnung in Deutschland lange vermieden wurde. Ein Wendepunkt war der Luftangriff von Kundus im September 2009, bei dem zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen. Dieser Vorfall führte zu Rücktritten in der deutschen Politik und einem Untersuchungsausschuss.
Der 1. Untersuchungsausschuss des 20. Deutschen Bundestages, eingesetzt am 8. Juli 2022, befasst sich laut der Webseite des Bundestages mit den Ereignissen rund um den Abzug der Bundeswehr und die Evakuierung. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Abschluss des Doha-Abkommens im Februar 2020 bis zum Ende des Evakuierungsmandats im September 2021. Der Ausschuss untersucht die Erkenntnisse, Entscheidungen und Handlungen der Bundesregierung, einschließlich der beteiligten Behörden und Nachrichtendienste, sowie die Zusammenarbeit mit ausländischen Akteuren.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/enquete-kommission-in-afghanistan-strategisch-gescheitert-110273049.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/enquete-kommission-scheitern-afghanistan-bundeswehr-li.3188926
https://www.bpb.de/themen/militaer/deutsche-verteidigungspolitik/238332/der-bundeswehreinsatz-in-afghanistan/
https://www.bundestag.de/ausschuesse/untersuchungsausschuesse/ua01