19.10.2024
Integration durch Anerkennung: Deutschland stärkt Fachkräftezuwachs mit ausländischen Qualifikationen
In Deutschland ist die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen ein wichtiger Baustein zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Der neue Anerkennungsbericht der Bundesregierung zeigt, dass das Interesse an der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Berufserfahrungen weiterhin hoch ist. Laut Bericht wurden im Jahr 2022 so viele Anträge wie noch nie gestellt und entschieden. Doch es gibt auch Kritikpunkte, insbesondere aus den Reihen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Adrian Willig, der Direktor des VDI, meldet Bedenken an. Er betont zwar die hohe Attraktivität Deutschlands für zugewanderte Fachkräfte, kritisiert jedoch die geringe Quote der positiv beschiedenen Anträge von Ingenieuren und Ingenieurinnen. Von den gestellten Anträgen wurden lediglich rund 13 Prozent bewilligt, was aus Sicht des VDI deutlich zu wenig ist. Willig fordert eine Beschleunigung der Anerkennungsprozesse, um den Fachkräftemangel effektiver zu bekämpfen. Die Herausforderungen für ausländische Ingenieure in Deutschland sind vielfältig. Oft fehlen berufliche und soziale Netzwerke sowie Kenntnisse des Ingenieurarbeitsmarkts. Diese Aspekte sind essenziell, um in Deutschland Fuß zu fassen und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Der VDI hat mit seinem Projekt "VDI Xpand" eine Initiative gestartet, die genau hier ansetzt. Das Projekt wird in Nordrhein-Westfalen durchgeführt und umfasst ein Mentoring-Programm, das Teil des Förderprogramms "Integration durch Qualifizierung (IQ)" ist. Ziel des Programms ist es, die Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund nachhaltig zu verbessern. VDI Xpand bietet Brückenmaßnahmen und Qualifizierungsbegleitung für Ingenieure und Ingenieurinnen. Dies soll die Integration in den Arbeitsmarkt erleichtern und einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs leisten. Ein Abbau von Bürokratie und die Schaffung einer offenen Willkommenskultur sind laut Willig der Schlüssel für Wachstum und Fortschritt in Deutschland. Die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen ist seit dem 1. April 2012 durch ein Gesetz geregelt, das allen Inhabern ausländischer Berufsabschlüsse unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit und der Herkunft ihrer Abschlüsse einen Rechtsanspruch auf Überprüfung und Anerkennung ihrer Qualifikationen in Deutschland gewährt. Die Verfahren zur Anerkennung sind besonders für reglementierte Berufe, wie im Gesundheitsbereich, relevant. Durch den Abgleich der mitgebrachten Qualifikation mit einem deutschen Referenzberuf wird der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht. Nicht reglementierte Berufe erfordern in der Regel keine formale Anerkennung, jedoch ist sie häufig Voraussetzung für die Erteilung eines Visums für Angehörige von Drittstaaten. Die Bundesregierung hat Reformen des Fachkräfteeinwanderungsrechts angekündigt, um den Zusammenhang von Anerkennung und Zuwanderung zu lockern und somit den Zugang zum Arbeitsmarkt weiter zu vereinfachen. Im Jahr 2022 wurden 49.500 neue Anträge auf Anerkennung gestellt, was einen Höchststand darstellt. Die Gesamtzahl der Anträge hat sich seit dem letzten Anerkennungsbericht 2019 nahezu verdoppelt. Gleichzeitig konnte die Dauer der Verfahren reduziert werden, im Schnitt dauern die Verfahren zum individuellen Kompetenzabgleich rund 85 Tage. Die Ergebnisse des Anerkennungsberichts und die Initiativen des VDI zeigen, dass Deutschland aktiv an der Integration ausländischer Fachkräfte arbeitet. Die Kritik des VDI und die niedrige Bewilligungsquote bei Ingenieuren zeigen jedoch auch, dass es noch Verbesserungsbedarf gibt. Die Bundesregierung und Organisationen wie der VDI sind gefordert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um die Potenziale der zugewanderten Fachkräfte bestmöglich zu nutzen und den Fachkräftemangel in Deutschland wirksam zu bekämpfen.
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