17.10.2024
Anne Applebaum analysiert die Strategien autokratischer Regime

Anne Applebaum: „Wir müssen lernen, uns zu wehren“

Die amerikanische Historikerin Anne Applebaum, Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, warnt vor der wachsenden Stärke autokratischer Regime. In ihrem Buch „Die Achse der Autokraten“ analysiert sie die Strategien, mit denen Diktatoren ihre Macht sichern und den Westen herausfordern.

Die Demokratie befindet sich weltweit auf dem Vormarsch – diese Annahme war lange Zeit im Westen vorherrschend. Doch Anne Applebaum, renommierte Publizistin und Historikerin, sieht diese Ansicht als gefährlich naiv an. In ihren Augen erleben autokratische Systeme derzeit einen beispiellosen Aufstieg und befinden sich in einem Wettstreit mit den demokratischen Staaten um die zukünftige Weltordnung.

In ihrem Buch „Die Achse der Autokraten. Korruption, Kontrolle, Propaganda – Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten“ zeichnet Applebaum ein düsteres Bild der aktuellen Lage. Autokraten, so die These, haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und setzen auf neue Strategien, um ihre Macht zu festigen.

Eines der zentralen Argumente Applebaums ist die enge Vernetzung autokratischer Regime. Diktatoren wie Putin, Xi Jinping oder Erdogan agieren nicht isoliert, sondern unterstützen sich gegenseitig. Sie tauschen Informationen und Strategien aus, um Proteste im eigenen Land zu unterdrücken und ihren Einflussbereich auszuweiten.

Ein weiteres Merkmal der neuen Autokratien ist der geschickte Einsatz von Propaganda und Desinformation. Durch die Kontrolle der Medien und die Verbreitung gezielter Lügen versuchen autokratische Regime, die öffentliche Meinung zu manipulieren und Oppositionelle zu diskreditieren.

Applebaum warnt davor, die Gefahr durch die Achse der Autokraten zu unterschätzen. Die liberalen Demokratien des Westens, so die Historikerin, reagieren oft naiv und zögerlich auf die Herausforderungen durch autoritäre Regime. Um die Demokratie zu verteidigen, brauche es ein klares Bekenntnis zu den eigenen Werten und eine entschlossene Politik gegenüber den Autokraten.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Quelle) fordert Applebaum konkrete Maßnahmen, um den Einfluss autokratischer Regime einzudämmen. Dazu gehören schärfere Sanktionen gegen korrupte Politiker und Oligarchen, die Unterstützung von Demokratiebewegungen weltweit sowie eine Stärkung der eigenen Medienkompetenz, um der Propaganda entgegenzuwirken.

Anne Applebaums Buch ist ein Weckruf an die westlichen Demokratien. Es ist an der Zeit, die Bedrohung durch die Achse der Autokraten ernst zu nehmen und die eigenen Verteidigungsmechanismen zu stärken. Nur so kann die liberale Weltordnung langfristig gesichert werden.

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