17.10.2024
Technischer Defekt löst Großbrand in Stadtallendorfer Feuerwache aus

Technischer Defekt als Ursache für Großbrand in Stadtallendorfer Feuerwache

Stadtallendorf. Nach dem verheerenden Brand in der Feuerwache von Stadtallendorf am vergangenen Mittwoch, bei dem ein Schaden von geschätzten 20 bis 24 Millionen Euro entstanden ist, gehen die Ermittler von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Wie die Polizei mitteilte, wurden bei der Untersuchung der Brandruine durch Brandermittler der Marburger Kriminalpolizei und einen Gutachter des Hessischen Landeskriminalamtes keine Hinweise auf eine Straftat gefunden. Das Feuer brach demnach an einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr aus, in dessen Bereich sich Lithium-Ionen-Akkus und ein externer Stromanschluss befanden.

Der Brand, der am frühen Mittwochmorgen ausgebrochen war, zerstörte die Gerätehalle und ein knappes Dutzend Einsatzfahrzeuge des Feuerwehrstützpunktes vollständig. Glücklicherweise wurde bei dem Feuer niemand verletzt.

Die schnelle Ermittlung der Brandursache durch die Polizei („Als Brandursache wird ein technischer Defekt angenommen.“) kam überraschend, da Stadtbrandinspektor Patrick Schulz zunächst erst Ergebnisse im Laufe der kommenden Woche erwartet hatte.

Sicherheitsdiskussion um Feuerwachen entfacht

Der Vorfall in Stadtallendorf wirft Fragen nach der Sicherheitsausstattung von Feuerwachen auf. Wie sich herausstellte, war in dem Gebäude keine Brandmeldeanlage installiert. Laut Stadtbrandinspektor Schulz sei dies während der Bauphase gutachterlich geprüft worden, eine Notwendigkeit zum Einbau einer solchen Anlage sei jedoch nicht festgestellt worden. Rauchmelder seien hingegen gemäß den Vorschriften vorhanden gewesen.

Das Hessische Innenministerium bestätigte, dass die Einrichtung einer Brandmeldeanlage in Feuerwehrhallen fakultativ sei und vor Ort in Stadtallendorf gegen den Einbau entschieden wurde. Die Vorgaben der entsprechenden Normenreihe enthielten lediglich allgemeine Empfehlungen zur Ausstattung sicherheitsrelevanter Bereiche mit Gefahren- und Brandmeldeanlagen, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, so eine Ministeriumssprecherin.

Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen, geht davon aus, dass der Brand in Stadtallendorf die Diskussion über die Sicherung von Feuerwehrhäusern neu anfachen wird. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Ich glaube, die Geschehnisse werden viele zum Nachdenken und Handeln anregen.“ Angesichts der großen Mengen an Technik und der Ladetätigkeit von Akkus in Feuerwehr-Standorten sei die Ausstattung mit Brandmeldeanlagen sinnvoll. Ob eine solche Anlage in Stadtallendorf den Brand hätte verhindern können, sei jedoch fraglich, so Fischer, da sich das Feuer rasend schnell ausgebreitet habe.

Auch Johannes Heger, Geschäftsführer und Sprecher des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, erwartet eine Debatte über die Ausstattung von Feuerwehr-Stützpunkten mit Brandmeldeanlagen. Gegenüber der dpa gab er jedoch zu bedenken, dass die Anlagen zusätzliche Kosten verursachen, regelmäßig technisch überprüft werden müssen und Fehlalarme auslösen können. Zudem hänge die Ausstattung vom Risikopotenzial der jeweiligen Häuser ab.

Ersatzbeschaffung und Interimslösung

Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Stadtallendorf ist durch Leihgaben und Mieten von Fahrzeugen sowie die Unterstützung durch Feuerwehren aus der Umgebung vorerst wiederhergestellt, wie Stadtbrandinspektor Schulz mitteilte. Derzeit werden noch eine Drehleiter, ein Rüstwagen und ein Gerätewagen benötigt. Das Gebäude und die Fahrzeuge seien versichert.

Um die Zeit bis zur Fertigstellung eines neuen Feuerwehrhauses zu überbrücken, bereitet die Stadt Stadtallendorf nach Angaben von Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) zwei Interimslösungen vor. Die Fahrzeuge sollen kurzfristig in der Altstadt untergebracht werden, und eine Leichtbauhalle, die bereits vor dem Bezug der Feuerwache als vorübergehendes Quartier gedient hatte, wird wieder zur Verfügung gestellt. In den kommenden Tagen werden sich auch die Versicherungen ein Bild von den Schäden machen, so Somogyi.

Landesfeuerwehrverbandspräsident Fischer zeigte sich gegenüber der dpa betroffen vom Ausmaß des Schadens und sprach von einer großen Welle der Solidarität. Der Kreisfeuerwehrverband Marburg-Biedenkopf startete einen Spendenaufruf für die Kameradinnen und Kameraden in Stadtallendorf. Die Beschaffung neuer Fahrzeuge dürfte sich allerdings schwierig gestalten, da die Lieferzeiten derzeit bei zwei bis drei Jahren liegen.

Besonders bitter ist der Verlust eines erst kürzlich von der Landesregierung beschafften Gerätewagen-Logistik Katastrophenschutz, der bei Waldbränden, Hochwasserlagen und Evakuierungen sowie als logistisches Transportmittel eingesetzt werden kann. Auch die Ausrüstung der Kinder- und Jugendfeuerwehr wurde ein Raub der Flammen. Die hessische Feuerwehrstiftung hat bereits unbürokratische Soforthilfe zugesagt.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/17/polizei-technischer-defekt-loeste-brand-in-feuerwache-aus
  • https://www.mittelhessen.de/lokales/hessen/polizei-technischer-defekt-loeste-brand-in-feuerwache-aus-4062444
  • https://www.sueddeutsche.de/panorama/zerstoererisches-feuer-technischer-defekt-loeste-brand-bei-feuerwehr-aus-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241017-930-262813
  • https://www.op-marburg.de/lokales/marburg-biedenkopf/stadtallendorf/brand-bei-feuerwehr-in-stadtallendorf-feuer-in-fahrzeughalle-QIFBFV7O3ZEOPLCQJXZEBYQUTI.html
  • https://www.op-marburg.de/lokales/marburg-biedenkopf/stadtallendorf/stadtallendorf-technischer-defekt-loest-grossbrand-bei-feuerwehr-aus-XQDTJ7XB5VDO7E4EJPWOU7LDAU.html
  • https://www.n-tv.de/regionales/hessen/Polizei-Technischer-Defekt-loeste-Brand-in-Feuerwache-aus-article25297792.html
  • https://www.borkenerzeitung.de/welt/in-ausland/panorama/Hoher-Schaden-nach-Restaurantbrand-in-Bad-Bentheim-559745.html
  • https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Disco-Twister-in-Sande-Technischer-Defekt-loeste-Brand-aus,aktuelloldenburg14352.html
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