3.2.2025
Antarktis-Tourismus: Paradies im Umbruch?
Tourismus in der Antarktis: Ein Paradies unter Druck

Tourismus in der Antarktis: Ein Paradies unter Druck

Die Antarktis, einst ein abgeschiedenes Paradies für Forscher und Abenteurer, rückt immer mehr in den Fokus der Tourismusbranche. Wie die Zeit unter Berufung auf die dpa berichtet, verzeichnete die International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO) in der Saison 2023/2024 fast 123.000 Besucher – ein neuer Rekord. Was Mitte der 1990er Jahre mit weniger als 8.000 Besuchern begann, hat sich zu einem boomenden Wirtschaftszweig entwickelt, der jedoch auch die sensible Umwelt des Kontinents unter Druck setzt.

Soziale Medien befeuern den Boom

Soziale Medien wie Tiktok spielen eine entscheidende Rolle bei diesem Trend. Influencer präsentieren sich vor atemberaubender Kulisse und erreichen Millionen von Nutzern, die ihrerseits von einer Reise in die Antarktis träumen. Wie die Zeit in ihrem Artikel "Influencer im ewigen Eis: Wird die Antarktis zum Massenziel?" beschreibt, gehen Hashtags wie #AntarcticTourism oder #DrakePassage viral und befeuern die Nachfrage nach Reisen in die Polarregion. Professorin Anne Hardy von der Universität Tasmanien, die seit 25 Jahren im Bereich Tourismus und Gesellschaft forscht, beobachtet eine "zunehmende Diversifizierung, weg vom Nischen-Tourismus". Das Angebot reicht von Expeditionsschiffen mit Landgängen bis hin zu Kreuzfahrten ohne Landgänge für bis zu 1.000 Passagiere. Hardy betont, dass die Antarktis durch die steigenden Besucherzahlen "etwas von ihrer Einzigartigkeit" verliert und "langsam zu einem eher 'normalen' Reiseziel" wird.

Umweltauswirkungen im Fokus

Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), ein Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen, äußert Besorgnis über diese Entwicklung. Ricardo Roura, Berater der ASOC, sieht die Gefahr, dass die Antarktis "bald zu einer Art Abenteuerspielplatz wird, zur Bespaßung der Menschen". Wie die IUCN in ihrem Informationsblatt "Impacts of tourism in Antarctica" ausführt, können touristische Aktivitäten Schäden an Besucherstandorten und entlang von Reiserouten verursachen und die Tierwelt stören. Mikroplastik und Lärmbelästigung sind nur zwei der möglichen Probleme. Besonders bedenklich ist der tägliche Zutritt Hunderter Touristen zu Pinguin-Kolonien, auch wenn Abstandsregeln gelten und die Besucherzahlen begrenzt sind. Roura plädiert für eine Überarbeitung dieser Regeln und die Ausweisung von tourismusfreien Gebieten. Die IAATO argumentiert hingegen, dass eine Studie aus dem Jahr 2019 keine erhöhten Stresshormone bei Pinguinen zeigte.

Der Antarktis-Vertrag und die Zukunft des Tourismus

Der Antarktis-Vertrag von 1961 regelt die friedliche Nutzung des Kontinents und verbietet militärische Aktivitäten. Der Bau von Hotels und anderen touristischen Strukturen ist ebenfalls untersagt. Hardy befürchtet jedoch, dass einige Unterzeichnerstaaten die Einzigartigkeit der Region in Frage stellen könnten, was den Bau solcher Strukturen ermöglichen würde. Wie Eijgelaar, Thaper und Peeters in ihrem Artikel "Antarctic cruise tourism: the paradoxes of ambassadorship, “last chance tourism” and greenhouse gas emissions" berichten, sind die Treibhausgasemissionen durch Antarktis-Kreuzfahrten besonders hoch – bis zu achtmal höher pro Kopf und Tag als bei durchschnittlichen internationalen Reisen. Die Studie fand keine Hinweise darauf, dass die Reisen das Umweltbewusstsein der Touristen stärken.

Die Notwendigkeit nachhaltigen Tourismus

Die IUCN betont die Notwendigkeit eines effektiven und proaktiven Managements des Tourismus in der Antarktis, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und bewährten Verfahren. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Auswirkungen des Tourismus auf die Artenvielfalt, die Wildnis und die Ökosystemleistungen der Antarktis zu untersuchen. Die IAATO appelliert an die Verantwortung der Reisenden und empfiehlt die Wahl umweltbewusster Reiseveranstalter. Die Zukunft des Tourismus in der Antarktis wird maßgeblich von der nächsten Konferenz der Antarktis-Vertragsstaaten abhängen.

Quellen

https://www.zeit.de/news/2025-02/03/influencer-im-ewigen-eis-wird-die-antarktis-zum-massenziel https://www.iucn.org/resources/issues-brief/impacts-tourism-antarctica https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09669581003653534 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S187704281205745X
Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von ki erstellt.
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