17.10.2024
Antibiotikaresistenzen: Experten sehen dringenden Handlungsbedarf

Infektionen: Experten alarmiert wegen Antibiotikaresistenzen

Die steigende Anzahl an Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern bereitet Experten große Sorgen. Wie die Zeit am 17. Oktober 2024 berichtete, sterben allein in der Europäischen Union jährlich Zehntausende Menschen an den Folgen solcher Infektionen. Die Entwicklung neuer Antibiotika kommt jedoch nur schleppend voran, da sie für Pharmaunternehmen wirtschaftlich unattraktiv geworden ist.

Mark Brönstrup vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung betonte, dass es zwar viele vielversprechende Forschungsansätze gebe, diese aber oft nicht umgesetzt würden. Das Hauptproblem liege darin, dass die Produktion von Antibiotika für Pharmaunternehmen nicht mehr rentabel sei. Die Folge: Immer mehr Unternehmen würden sich aus diesem Bereich zurückziehen.

Ein weiteres Problem ist die begrenzte Anzahl neu zugelassener Antibiotika. Seit 2017 seien nur zwölf neue Medikamente auf den Markt gekommen, von denen zehn bereits auf Resistenzen bei bestimmten Bakterien stoßen, so Brönstrup weiter. Erschwerend komme hinzu, dass viele dieser neuen Antibiotika in Deutschland gar nicht verfügbar seien.

Mathias Pletz, Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie (PEG), warnte vor den dramatischen Folgen der Antibiotikaresistenzen: „Wir sind gerade dabei, die Errungenschaften der modernen Medizin wieder zu verlieren und in die Zeit vor der Entdeckung von Penicillin zurückzufallen.“ Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, brauche es einen zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika und die kontinuierliche Entwicklung neuer, wirksamer Medikamente.

Um die Pharmaunternehmen wieder zur Produktion von Antibiotika zu bewegen, seien dringend finanzielle Anreize seitens der Bundesregierung notwendig, so die Experten weiter. Harald Zimmer, Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen Antimikrobielle Resistenzen, erklärte, dass Unternehmen zwar für einen bestimmten Zeitraum das Recht zur Exklusivvermarktung neuer Medikamente hätten, dies bei Antibiotika jedoch häufig nicht ausreiche, um die Entwicklungskosten zu decken. Der Grund: Aufgrund der Resistenzbildung würden Antibiotika oft schon nach kurzer Zeit unwirksam.

Zimmer forderte daher die Umsetzung eines EU-Vorschlags, der es Pharmaunternehmen ermöglichen würde, andere Medikamente länger exklusiv zu vermarkten, um so die Entwicklung neuer Antibiotika zu finanzieren. Ein weiteres Problem sei die Finanzierung kleiner Start-Ups, die derzeit 80 Prozent der Forschungsprojekte im Bereich der Antibiotika-Entwicklung durchführen. Da diese Unternehmen meist keine anderen Medikamente auf dem Markt haben, die sie exklusiv vermarkten könnten, sei die Schaffung eines Ersatzmarktes notwendig, auf dem sie das Recht für eine längere Exklusivvermarktung an andere Pharmaunternehmen verkaufen können.

Die Situation ist alarmierend: Jährlich sterben laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC 35.000 Menschen in der Europäischen Union an Infektionen durch resistente Erreger. Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass Antibiotika nicht alle Bakterien abtöten und resistente Keime überleben und sich weiter vermehren können. Die Entstehung von Resistenzen könne zwar nicht verhindert, aber durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika verlangsamt werden.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/17/experten-alarmiert-wegen-antibiotikaresistenzen
  • https://www.fr.de/wissen/experten-fordern-anreize-fuer-antibiotika-forschung-zr-93360189.html
  • https://www.aerztezeitung.de/Politik/Experten-alarmiert-wegen-Antibiotikaresistenzen-453655.html
  • https://www.badische-zeitung.de/experten-alarmiert-wegen-antibiotikaresistenzen
  • https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/hochschule/experten-fordern-anreize-fuer-antibiotika-forschung_aid-120184435
  • https://www.freiepresse.de/wissenschaft/experten-alarmiert-wegen-antibiotikaresistenzen-artikel13564004
  • https://www.dein-erkelenz.de/news/aus-aller-welt/experten-alarmiert-wegen-antibiotikaresistenzen
  • https://www.dein-verl.de/news/aus-aller-welt/experten-alarmiert-wegen-antibiotikaresistenzen
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