19.10.2024
BayWa-Aktie verliert ein Drittel an Wert

Agrarhandel: Die BayWa-Aktie verliert ein Drittel an Wert

Die BayWa-Aktie hat am ersten Börsentag nach der Ankündigung eines Sanierungsgutachtens massiv an Wert verloren. Das Papier verlor bis Montagmittag rund ein Drittel an Wert im Vergleich zum letzten Xetra-Schlusskurs. Die Nachricht zum Sanierungsgutachten war am Freitag erst nach Börsenschluss gekommen. Dass sie die Aktie zum Absturz bringen würde, hatte sich bereits im außerbörslichen Handel abgezeichnet.

Der in Milliardenhöhe verschuldete Baywa-Konzern hat der Nachricht zufolge einen Sanierungsgutachter an Bord geholt. Das Gutachten soll die angespannte Finanzierungslage verbessern. Ein großes Problem sind die seit 2021 stark gestiegenen Zinszahlungen für die Kredite, wie den Geschäftsberichten zu entnehmen ist.

Wer der Gutachter ist, und bis wann das Sanierungsgutachten vorliegen soll, teilte das Unternehmen nicht mit. Finanzkreisen zufolge soll es sich aber um die Unternehmensberatung Roland Berger handeln. Dies hatte zuvor das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.

Die BayWa-Aktie hat seit Jahresbeginn bereits einen Kursverlust von etwa der Hälfte zu verzeichnen. Der Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte auf der Hauptversammlung vor vier Wochen gesagt, mit Einsparungen und Verkäufen unprofitabler Geschäfte aus der Krise kommen zu wollen.

Der Vorstand will unter anderem den Solarhandel verkaufen. Das war schon für 2023 geplant, doch fand der Vorstand keinen Käufer, der den geforderten Preis zahlen wollte. Bereits verkauft ist das Geschäft mit Digitaltechnik für Landwirte. Vorstandschef Pöllinger will außerdem Stellen abbauen, eine Größenordnung hatte er bislang nicht genannt.

Im Geschäftsfeld Bau prüft die Chefetage Kurzarbeit. Die BayWa hat zurzeit gut 24 000 Mitarbeiter. Der Manager versprach den Aktionären nach dem Verlustjahr 2023 einen "Transformationsprozess" und ein wesentlich besseres Ergebnis im laufenden Jahr.

"Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein", hatte Pöllinger gesagt. Er hatte aber auch angedeutet, dass bis zur Jahresmitte keine Wende zum Besseren zu erwarten ist: "Entsprechend kann das erste Halbjahr 2024 noch schwierig werden".

Die hohe Verschuldung ist ein sehr ernstes Problem für die BayWa. Der Konzern saß Ende 2023 auf 5,5 Milliarden Euro Schulden. Bei steigenden Zinsen wird das zunehmend zur Belastung. Die höheren Zinslasten rissen die BayWa bereits im vergangenen Jahr zum ersten Mal in die roten Zahlen, weil zugleich der Solarhandel nicht lief.

Pöllinger hatte schon einen Konsolidierungskurs angekündigt und die Dividende für 2023 gestrichen. Nun hat sich die Lage offenbar verschärft. "Der Vorstand geht aufgrund konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern und der eingeleiteten Maßnahmen davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden kann", versuchte der Vorstand die Anleger am Freitagabend zu beruhigen.

Schwer könnte es für die Anleger aus der Landwirtschaft werden. Die Vizepräsidentin der DSW, die Münchner Anwältin Daniela Bergdolt, bangt vor allem um die Anleger aus der Landwirtschaft. "Die BayWa ist ein besonderes Unternehmen: Viele Landwirte sind dort gleichzeitig Kunden und Aktionäre. Nicht selten ist die BayWa-Aktie wichtiger Teil der Altersvorsorge."

Größter Aktionär ist die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG mit 33,8 Prozent, hinter der die Volks- und Raiffeisenbanken des Landes stehen. Aufsichtsratschef ist Gregor Scheller, der scheidende Vorsitzende des Genossenschaftsverbandes Bayern. Die österreichische Raiffeisen-Agrar-Invest hält 28,1 Prozent der Anteile.

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