Die Frankfurter Buchmesse (FBM) – ein jährliches Highlight für Literaturbegeisterte und Branchenexperten. Doch in den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend auf der Messe etabliert: BookTok. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet, erobern BookToker mit ihren Smartphones die Messehallen und teilen ihre Erlebnisse mit einer stetig wachsenden Online-Community.
„Kann man so FBM?“, fragt Eva (@eva_elisaa) ihre Follower auf TikTok, während sie in Nadelstreifenhose, Blazer und Trenchcoat posiert. Die FAS beschreibt, wie die junge Frau damit ein beliebtes Format auf der Plattform bedient: den „Outfitcheck“. Eva ist nicht allein – zahlreiche BookToker dokumentieren ihre Looks, teilen Tipps zur Messevorbereitung und halten ihre literarischen Entdeckungen fest.
Die BookTok-Community ist auf der FBM präsent wie nie zuvor. Die Verlage haben die Zeichen der Zeit erkannt und präsentieren sich dieses Jahr mit aufwendig gestalteten Ständen und einem breiten Angebot an „New Adult“-Literatur – dem Lieblingsgenre der BookTok-Generation. Weiße Holzregale, verspielte Buchrücken und limitierte Ausgaben mit Farbschnitt sollen die junge Zielgruppe ansprechen.
Doch hinter den perfekt inszenierten Instagram-Posts steckt laut FAS auch harte Arbeit. Die BookToker planen ihre Messebesuche minutiös, studieren Lagepläne, legen konkrete Routen fest und priorisieren ihre Anliegen. Schließlich möchte niemand mit einem Koffer voller schwerer Bücher über das Messegelände laufen. Praktische Tipps, wie die Verwendung von Klebeetiketten für Autogramme, werden innerhalb der Community geteilt. Und auch der „Zwiebellook“ hat sich bewährt, um für alle Temperaturen gewappnet zu sein.
Besonders auffällig ist die starke Vernetzung der BookTok-Community. In Videos und Kommentaren tauschen sich die Nutzer über ihre Lieblingsbücher aus, teilen ihre Begeisterung und verabreden sich zu gemeinsamen Messebesuchen. Die FBM wird so zu einem Treffpunkt für Gleichgesinnte, die ihre Leidenschaft für Literatur teilen. Lustigerweise raten sich BookToker laut FAS aber auch gegeneinander vom Bücherkauf ab. Zu groß ist die Versuchung, sich von den vielen Neuerscheinungen und limitierten Editionen verführen zu lassen. „Mir persönlich tut der Book Buying Ban aktuell richtig gut, (…) ich habe gar keinen Bedarf“, zitiert die FAS die BookTokerin Lilly von @seitenreichlesen. Sie hat sogar eine Wette abgeschlossen und darf keine neuen Bücher kaufen.
Doch nicht nur die BookToker selbst, auch die Verlage haben die Plattform für sich entdeckt. Sie produzieren eigene TikTok-Videos, laden Influencer zu sich auf die Messe ein und versuchen, die Sprache der jungen Zielgruppe zu sprechen. Ob das immer gelingt, sei dahingestellt. Die FAS berichtet beispielsweise von einem Vertriebsleiter, der sich krampfhaft um Jugendwörter bemüht und damit eher unfreiwillig komisch wirkt.
Fest steht: BookTok hat die FBM verändert. Die Messe ist jünger, digitaler und interaktiver geworden. Und wer weiß, vielleicht wird die nächste Generation von Bestsellerautor*innen ja auf TikTok entdeckt.
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