Die Debatte um den Umgang mit Wölfen in Brandenburg erreicht einen neuen Höhepunkt. Das brandenburgische Agrarministerium unter Staatssekretär Gregor Beyer (parteilos) erwägt die Einführung einer Abschussquote für Wölfe, wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der DPA berichtet. Hintergrund ist die nach Angaben Beyers weltweit höchste Wolfsdichte in Brandenburg. Er schätzt den Bestand auf über 2.000 Tiere und vergleicht die Situation mit Norwegen, das bei elfmal größerer Fläche den Wolfsbestand auf 250 Tiere begrenzt. Beyer betont jedoch, dass der Wolf in Brandenburg heimisch sei und die Population durch eine Quote nicht gefährdet werden solle.
Naturschutzverbände wie der NABU und der BUND kritisieren den Vorschlag. Wie die Zeit berichtet, halten sie die von Beyer genannte Wolfszahl für überhöht und lehnen eine pauschale Abschussquote ab. Ihrer Ansicht nach sollten nur einzelne Tiere, die problematisches Verhalten zeigen und Herdenschutzzäune überwinden, getötet werden – eine Regelung, die laut Wolfsverordnung in Brandenburg bereits existiert. Der NABU kritisiert zudem den Vergleich mit Norwegen, da die skandinavische Wolfspopulation unter genetischer Armut leide. Eine Übernahme dieses Modells könnte laut NABU langfristig das Aussterben des Wolfes in Brandenburg bedeuten.
Wie agrarheute.com berichtet, wird in Schweden der Wolfsbestand durch Jagd auf etwa 400 Tiere begrenzt. Diese Zahl wird dort als guter Erhaltungszustand definiert. Die EU habe laut agrarheute.com mit der sogenannten Schutzjagd, bei der punktuell Wölfe entnommen werden, keine Probleme. Lediglich die Lizenzjagd zur Steuerung der Bestandsgröße werde von der EU angemahnt. In Deutschland hingegen sei an solche Zahlen nicht zu denken, da hier die Prämisse gelte, dass es noch zu wenige Wölfe gebe und ein schnelles Populationswachstum unterstützt werden müsse.
Der Abschuss von Wölfen ist in Deutschland rechtlich komplex. Wölfe sind streng geschützt, doch der Europarat hat den Weg für eine Senkung des Schutzstatus frei gemacht, wie die Zeit berichtet. Eine Umsetzung in Deutschland erfordert jedoch eine Änderung des EU-Rechts. Beyer rechnet mit einer Umsetzung im Jahr 2026. Zunächst soll der Wolf in Brandenburg als jagdbare Art eingestuft werden. Die Festlegung einer Obergrenze für den Wolfsbestand dürfte jedoch schwierig werden.
Wie im Wolfs-Forum diskutiert wird, ist die Klärung von Vorfällen im Zusammenhang mit Wölfen oft langwierig. So wurde beispielsweise ein in Niedersachsen erschossener Wolf obduziert, um festzustellen, ob er tatsächlich verletzt war, wie vom Schützen behauptet. Die Ermittlungen und der genetische Abgleich dauerten jedoch Monate.
Beyer strebt einen gesellschaftlichen Konsens im Umgang mit dem Wolf an und plant ein "Wolfsplenum" mit Jägern, Landwirten und Naturschutzverbänden. Wie die Zeit berichtet, gibt es auch in anderen Ländern wie Schweden und Italien Konflikte um den Wolf.
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