Das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos steht vor großen Herausforderungen in einer sich wandelnden geopolitischen Landschaft. Børge Brende, Präsident des WEF, sieht die Welt an einem Wendepunkt zwischen alter und neuer Ordnung. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erläutert er seine Sicht auf die aktuelle Lage und die Rolle des WEF.
Laut Brende befindet sich die Welt in einer Phase des Übergangs. "Wir sind auf dem Weg in eine neue Ordnung", erklärt er. Diese neue Ordnung sei noch nicht klar definiert, werde aber voraussichtlich multipolarer sein als die bisherige. Der globale Süden und Asien gewinnen zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Gleichzeitig bleiben die USA, China und die EU wichtige Akteure.
Brende betont die wachsenden Herausforderungen für die globale Kooperation. Er spricht von einer "geopolitischen Rezession", gekennzeichnet durch zunehmende Polarisierung und Fragmentierung. Nationale Interessen rücken in den Vordergrund, während die Bereitschaft zur internationalen Zusammenarbeit sinkt. Dennoch sieht Brende weiterhin Möglichkeiten für Kooperation, etwa bei Themen wie Cyberkriminalität oder Pandemievorsorge.
In diesem komplexen Umfeld sieht Brende eine wichtige Rolle für das WEF. Das Forum biete eine Plattform für Dialog zwischen verschiedenen Akteuren, auch wenn diese nicht immer einer Meinung seien. "Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Krisen nicht weiter eskalieren", erklärt er. Das WEF strebe an, ein Ort für Lösungsansätze und Durchbrüche zu sein.
Trotz geopolitischer Spannungen zeigt sich Brende vorsichtig optimistisch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Er erwartet ein globales Wirtschaftswachstum von etwa 3 Prozent. Besonders betont er die Bedeutung von Wissen und Technologie für die Zukunft. Der Online-Handel und digitale Dienstleistungen wachsen dreimal so schnell wie der Warenhandel, und künstliche Intelligenz gehört zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren.
Für das anstehende WEF-Treffen in Davos erwartet Brende eine Rekordbeteiligung aus Wirtschaft und Politik. Er verspricht einige Überraschungen, insbesondere hinsichtlich der Teilnahme von Vertretern der neuen US-Administration unter Präsident Trump. Das Forum werde sich intensiv mit den Herausforderungen der neuen Weltordnung auseinandersetzen und versuchen, Wege für konstruktive Zusammenarbeit zu finden.
Insgesamt zeichnet Brende das Bild einer Welt im Umbruch, in der das WEF eine wichtige Rolle als Vermittler und Impulsgeber spielen will. Die Herausforderungen sind groß, aber Brende sieht auch Chancen für positive Entwicklungen durch Dialog und Kooperation.
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