19.10.2024
Synthetische Opioide Eine wachsende Bedrohung in Deutschland

Drogenmissbrauch - Synthetische Opioide auf dem Vormarsch

Die USA werden von einer verheerenden Drogenkrise heimgesucht. Auch in Deutschland nehmen synthetische Opioide wie Fentanyl zu. Suchtexperten warnen vor einem deutlichen Anstieg der Drogentoten.

In den letzten Jahren hat sich die Opioidkrise in den USA dramatisch zugespitzt. Jährlich sterben rund 100.000 Menschen an den Folgen von Opioidüberdosierungen, wobei Fentanyl, ein synthetisches Opioid, eine zentrale Rolle spielt. Diese Krise schwappt nun auch nach Europa über, und Deutschland bleibt nicht verschont.

Was ist Fentanyl?

Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das etwa 50-mal stärker als Heroin und etwa 100-mal stärker als Morphin wirkt. Es wird in der Medizin zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt, etwa bei Krebspatienten. Fentanyl kann intravenös, als Nasenspray, Lutschtablette oder Pflaster verabreicht werden. Wegen seiner starken Wirkung gehört Fentanyl zu den verschreibungspflichtigen Betäubungsmitteln.

Die Gefahr der Überdosierung

Synthetische Opioide wie Fentanyl bergen ein hohes Risiko für Überdosierungen. Schon eine winzige Menge kann tödlich sein. Daniel Deimel von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen warnt: „Die Konsumierenden können Dosierung und Wirkung nur schwer einschätzen.“ Fentanyl beeinträchtigt die Atmung und kann schnell zu einem Atemstillstand führen.

Verunreinigte Drogen

Eine besondere Gefahr geht von mit Fentanyl verunreinigten Drogen aus. In den USA werden immer häufiger Substanzen wie Heroin mit Fentanyl gestreckt. Diese Praxis breitet sich auch in Europa aus. In Deutschland wurden in Drogenkonsumräumen bei Tests bereits Fentanyl-Beimischungen gefunden.

Das Bundesmodellprojekt RAFT

Um die Verbreitung von Fentanyl in Deutschland zu überwachen, wurde das Bundesmodellprojekt „Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen“ (RAFT) ins Leben gerufen. RAFT wurde vom Bundesgesundheitsministerium gefördert und von der Deutschen Aidshilfe geleitet. In siebzehn Drogenkonsumräumen bundesweit wurden Schnelltests auf Fentanyl durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Fentanyl bereits in Deutschland angekommen ist.

Präventive Maßnahmen

Experten fordern dringend präventive Maßnahmen, um die Verbreitung und die Risiken von synthetischen Opioiden einzudämmen. Dazu gehören:

- Verbreitung des Notfallmedikaments Naloxon, das die Wirkung von Opioiden aufheben kann. - Ausweitung von Drugchecking-Angeboten, bei denen Konsumierende ihre Drogen auf Verunreinigungen testen lassen können. - Aufklärung der Konsumierenden über die Risiken und Vorsichtsmaßnahmen beim Drogenkonsum. - Schaffung einer Testinfrastruktur nicht nur in Drogenkonsumräumen, sondern auch für den häuslichen Gebrauch.

Der Einfluss der Opiumproduktion in Afghanistan

Die Taliban haben im April 2022 den Anbau von Schlafmohn in Afghanistan verboten. Afghanistan war bisher der Hauptlieferant für das Heroin, das auch in Deutschland konsumiert wird. Durch das Anbauverbot könnte es zu einem Heroinmangel kommen, der durch synthetische Opioide wie Fentanyl ausgeglichen wird. Dies könnte die Situation weiter verschärfen.

Die Lage in den USA

In den USA sind synthetische Opioide mittlerweile für die Mehrheit der tödlichen Überdosen verantwortlich. Die Krise wurde durch die übermäßige Verschreibung von opioidhaltigen Schmerzmitteln ausgelöst. Viele Abhängige sind auf illegale Drogen wie Heroin und Fentanyl ausgewichen. In den USA werden inzwischen auch andere synthetische Opioide wie Nitazene konsumiert, die noch potenter als Fentanyl sind.

Fazit

Die Situation in Deutschland ist besorgniserregend. Synthetische Opioide wie Fentanyl sind auf dem Vormarsch und bergen ein enormes Risiko für Überdosierungen und Todesfälle. Es bedarf dringend präventiver Maßnahmen, um die Ausbreitung dieser gefährlichen Substanzen einzudämmen und die Konsumierenden zu schützen. Die Erfahrungen aus den USA zeigen, wie verheerend die Auswirkungen sein können, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.

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