19.10.2024
Döner unter EU-Aufsicht: Qualitätssicherung oder Kulturverlust?

Berliner Morgenpost: Mehr Qualität, bitte! Ein Kommentar von Peter Schink zur möglichen EU-Norm für Döner

Die Europäische Union hat einen Ruf zu verlieren. So müssen Bananen hierzulande mindestens 14 Zentimeter lang und 27 Millimeter dick sein. Sonst sind es keine Bananen. Ähnlich verhält es sich mit anderen Lebensmitteln: Marmelade darf nur als solche bezeichnet werden, wenn sie aus Zitrusfrüchten besteht. Nun steht eine weitere mögliche EU-Norm zur Diskussion, die besonders in Deutschland für Aufsehen sorgt: die Normierung des Döners.

Ein beliebtes Gericht unter der Lupe

Der Döner Kebab ist aus der deutschen Imbisskultur nicht mehr wegzudenken. Ursprünglich aus der Türkei stammend, hat sich der Döner in den letzten Jahrzehnten zu einem der beliebtesten Fastfood-Gerichte entwickelt. Ob in Berliner Kiezen oder auf dem Land, der Döner ist allgegenwärtig. Doch was passiert, wenn die EU sich dieses Traditionsgerichtes annimmt?

Die möglichen EU-Vorgaben

In der Pressemitteilung der Berliner Morgenpost wird darauf hingewiesen, dass die EU eine Normierung des Döners in Betracht zieht. Diese könnte festlegen, welche Zutaten in welchem Verhältnis verwendet werden dürfen, wie die Fleischqualität zu sein hat und welche hygienischen Standards eingehalten werden müssen.

Die möglichen Vorgaben könnten umfassen:

- Mindestanteil von Fleisch im Döner - Festgelegte Zutaten für die Soßen - Vorgaben zur Brotqualität - Hygienestandards in den Dönerbuden

Diese Normen könnten dazu führen, dass der Döner einheitlicher und möglicherweise auch qualitativ hochwertiger wird. Doch nicht jeder ist davon überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.

Pro und Contra der Normierung

Befürworter der Normierung argumentieren, dass dadurch die Qualität des Döners gesteigert werden könnte. Einheitliche Standards könnten verhindern, dass minderwertige oder unhygienische Produkte verkauft werden. Dies würde nicht nur den Verbraucherschutz stärken, sondern auch das Image des Döners verbessern.

Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Kritiker, die die Normierung als unnötige Bürokratie ansehen. Sie befürchten, dass die Vielfalt und Kreativität der Dönerbuden eingeschränkt werden könnte. Jeder Imbiss hat seine eigenen Rezepturen und Zutaten, die den Döner einzigartig machen. Eine EU-Norm könnte diese Individualität zerstören.

Stimmen aus der Praxis

Yusuf, Besitzer einer Dönerbude in Berlin-Kreuzberg, sieht die Pläne der EU kritisch. "Unser Döner ist einzigartig. Wir verwenden spezielle Gewürze und frische Zutaten, die unsere Kunden lieben. Eine Normierung würde uns vorschreiben, wie wir unseren Döner zubereiten müssen. Das ist nicht fair und würde unser Geschäft beeinträchtigen."

Anders sieht es jedoch bei Mehmet, einem Dönerverkäufer in München, aus. "Ich denke, eine Normierung könnte gut sein, um die Qualität zu sichern. Es gibt viele schwarze Schafe, die minderwertiges Fleisch verwenden. Das schadet dem Image des Döners. Einheitliche Standards könnten hier helfen."

Der Weg zur Qualität

Die Diskussion um die mögliche EU-Norm für Döner zeigt, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Während die einen die Qualitätssicherung begrüßen, sehen andere die Gefahr der Einheitsbrei-Produktion. Wichtig ist, dass die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden. Vielleicht könnte ein Mittelweg gefunden werden, der sowohl die Qualität sichert als auch die Individualität der Dönerbuden bewahrt.

Die Europäische Union steht vor einer Herausforderung. Sie muss entscheiden, ob und wie eine Normierung des Döners sinnvoll umgesetzt werden kann. Dabei sollte sie den Dialog mit den Dönerverkäufern und den Verbrauchern suchen, um eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird.

Ob der Döner in Zukunft nach EU-Norm schmecken wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die Diskussion darüber bereits jetzt viele Gemüter erhitzt und die Frage nach der richtigen Balance zwischen Qualität und Vielfalt aufwirft.

Weitere
Artikel