Mit dem Verkauf der sogenannten Fassfabrik in Hachenburg verliert die rechte Szene ihren bekannten Treffpunkt im Westerwald. Wie die Zeit (Zeit Online, 31.10.2024) und der Stern (Stern.de, 31.10.2024) berichten, hat der neue Eigentümer des Gebäudes den Mietvertrag mit dem Betreiber des Klubraums gekündigt. Stadtbürgermeister Stefan Leukel (parteilos) bestätigte, dass diese Kündigung eine Bedingung des Käufers war. Der Klubraum soll demnach am 15. Dezember schließen. Die „Rhein-Zeitung“ hatte zuerst über den Verkauf berichtet.
Die Erleichterung in der 6.300-Einwohner-Gemeinde Hachenburg ist groß. Bürgermeister Leukel bezeichnete die Nachricht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) als „sehr gut für Hachenburg“. Die Stadt präsentiere sich als „weltoffen und tolerant“. Eine Investorengruppe aus Hachenburg selbst hat die Immobilie erworben.
Die Fassfabrik war zuletzt bundesweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem Anfang Oktober eine Razzia bei einer mutmaßlich rechtsextremen Kampfsportveranstaltung stattgefunden hatte. Laut Innenministerium wurde die Veranstaltung von einem regionalen Ableger der rechtsextremen Kleinstpartei „Der III. Weg“ organisiert. Teilnehmer aus ganz Deutschland und den Niederlanden waren angereist.
Der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz stufte die Fassfabrik im Oktober als rechten Knotenpunkt im Westerwald ein. Wie die dpa berichtet, fanden dort regelmäßig sogenannte Selbstverteidigungstrainings des „III. Wegs“ statt. Darüber hinaus dienten „Kneipenabende“ in Verbindung mit Kampfsportevents der Vernetzung mit anderen rechtsextremen Akteuren.
Der Fall der Fassfabrik wirft ein Schlaglicht auf die Problematik rechtsextremer Treffpunkte. Wie die taz (taz.de, 29.04.2021) berichtete, zählte die Bundesregierung im Jahr 2021 bereits 174 Immobilien, die von der rechten Szene genutzt wurden. Die Tagesschau (tagesschau.de, 17.06.2024) berichtete von einem weiteren Anstieg auf 210 Objekte im Jahr 2022, wobei der Großteil in Ostdeutschland lag. Der Süddeutschen Zeitung (Süddeutsche.de, 09.07.2020) zufolge können solche Immobilien der Verankerung der Szene in Kommunen dienen und die Rekrutierung neuer Anhänger erleichtern. Der Verkauf der Fassfabrik zeigt, wie wichtig das Engagement von Kommunen und privaten Eigentümern im Kampf gegen Rechtsextremismus ist.
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