18.10.2024
Führung in Teilzeit: Modell der Zukunft oder Ausnahmefall

Eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Freizeit war Swantje Abrams schon immer wichtig. Sie habe sich nie darüber definiert, wie viele Stunden sie extra arbeite, sagt sie. Vor vier Jahren kommt ihre Tochter zur Welt und ihr Entschluss steht fest: „Ich will Teilzeit.“ Ihr sei klar geworden, dass sie von nun an zwei Jobs gerecht werden müsse, dem als Mutter und dem als Führungskraft. Abrams ist 42 Jahre alt und hatte in ihrer Karriere bereits viele Stationen, auch im Ausland. Mittlerweile ist sie bei SC Johnson, einem Hersteller von Reinigungs- und Haushaltsprodukten. Sie leitet in Hamburg ein Team von 18 Leuten. Abrams ist zuständig für Vertrieb, Marketing, Personalentwicklung und Unternehmensstrategie – alles in einer 80-Prozent-Stelle, wie die F.A.Z. berichtet.

Das Beispiel von Swantje Abrams zeigt, dass Führung in Teilzeit möglich ist und funktioniert. Doch es braucht klare Regeln und Strukturen, um den Spagat zwischen Beruf und Familie zu meistern.

Flexible Arbeitszeitmodelle, wie Teilzeit, Jobsharing oder Vertrauensarbeitszeit, sind wichtige Instrumente, um Führungskräften die Möglichkeit zu geben, ihre Führungsaufgabe auch in Teilzeit wahrzunehmen.

Doch nicht nur für die Führungskräfte selbst, sondern auch für Unternehmen bietet das Modell „Führung in Teilzeit“ Vorteile. So können Unternehmen durch die Besetzung von Führungspositionen in Teilzeit qualifizierte Fachkräfte an sich binden, die aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht in Vollzeit arbeiten können.

Zudem können Unternehmen von den Erfahrungen und Kompetenzen von Führungskräften in Teilzeit profitieren, die häufig über ein hohes Maß an Selbstorganisation, Flexibilität und Effizienz verfügen.

Dennoch ist Führung in Teilzeit in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) arbeiten nur rund 5 Prozent der Führungskräfte in Deutschland in Teilzeit.

Ein Grund dafür ist, dass Führung in Teilzeit häufig mit Vorbehalten und Vorurteilen verbunden ist. So wird Führungskräften in Teilzeit oft unterstellt, sie seien weniger leistungsbereit oder weniger engagiert als ihre Kollegen in Vollzeit.

Diese Vorbehalte sind jedoch unbegründet. Führungskräfte in Teilzeit sind genauso leistungsfähig und engagiert wie ihre Kollegen in Vollzeit. Wichtig ist, dass Unternehmen die Rahmenbedingungen für Führung in Teilzeit schaffen und die notwendigen Strukturen und Prozesse etablieren.

Zudem ist es wichtig, dass Führungskräfte in Teilzeit von ihren Vorgesetzten und Kollegen unterstützt werden. Nur so kann Führung in Teilzeit erfolgreich sein und zu einem Gewinn für Unternehmen und Beschäftigte werden.

Die Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, wie Teilzeit in Führungspositionen, wird in Zukunft weiter steigen. Der demografische Wandel und der zunehmende Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen dazu, dass Unternehmen umdenken und neue Arbeitszeitmodelle anbieten müssen, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bestehen zu können.

Führung in Teilzeit ist ein zukunftsweisendes Modell, das sowohl für Unternehmen als auch für Beschäftigte Vorteile bietet. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Potenziale von Führung in Teilzeit erkennen und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um dieses Modell zu fördern und zu etablieren.

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