Die Medienlandschaft in Georgien steht zunehmend unter Druck. Wie die F.A.Z. berichtet, kämpfen unabhängige Medienhäuser mit finanziellen Schwierigkeiten und sehen sich staatlichen Repressalien ausgesetzt. Mtavari TV, einst der Sender mit der zweitgrößten Reichweite im Land, kann aufgrund seiner regierungskritischen Berichterstattung seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und die Gehälter der Mitarbeiter werden unregelmäßig ausgezahlt. Der Sender berichtet über die anhaltenden Proteste gegen die Regierung und bietet Oppositionellen eine Plattform.
Die Situation bei Mtavari TV ist kein Einzelfall. Wie Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtet, verschärft sich das Klima für georgische Medien zunehmend. Neben juristischen Schikanen, die die redaktionelle Freiheit bedrohen, verschärft die Regierung auch die Gesetzgebung. So wurde im Juli 2020 eine Gesetzesänderung verabschiedet, die die Einsetzung eines "Sondermanagers" an der Spitze von Rundfunkunternehmen ermöglicht, die gleichzeitig als Betreiber registriert sind. Dieser Manager kann die Kontrolle über Medien übernehmen, die Entscheidungen der Nationalen Kommunikationskommission nicht umsetzen. RSF sieht darin einen klaren Versuch, Radio- und Fernsehsender zu kontrollieren.
Auch der Institute for War & Peace Reporting (IWPR) berichtet über einen Rückgang der Medienfreiheit und der Sicherheit von Journalisten in Georgien. Angriffe auf Journalisten, Drohungen und mangelnde Aufklärung von Gewaltvorfällen sind an der Tagesordnung. Der Bericht erwähnt unter anderem den Angriff auf Vakho Sanaia von Formula TV, der von drei Männern angegriffen wurde, die ihn als Journalisten eines kritischen Mediums identifizierten. Sanaia sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Angriff und der aggressiven Rhetorik staatlicher Beamter gegenüber kritischen Medien.
Schon 2005 berichtete das Committee to Protect Journalists (CPJ) über die zunehmende Einflussnahme der Politik auf die Medien in Georgien. Medienbesitzer mit engen Verbindungen zu politischen Führern ermöglichen es den Behörden, Druck auf Reporter und Redakteure auszuüben. Der damalige Präsident Micheil Saakaschwili rechtfertigte die Verhaftung von Führungskräften des kritischen Senders Channel 202 mit dem Kampf gegen Medienkorruption. Kritiker sahen darin jedoch eine gezielte Aktion gegen ein unabhängiges Medium.
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