Das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung ist weltweit auf einem "moderat hohen" Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Befragung von fast 72.000 Menschen aus 68 Ländern, wie die Zeit unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichtet. Die Studie widerlegt demnach die Annahme einer weitreichenden Vertrauenskrise in Wissenschaftler.
Wie das Forscherteam um Viktoria Cologna von der ETH Zürich und Niels Mede von der Universität Zürich im Fachjournal "Nature Human Behaviour" schreibt, wünscht sich die Mehrheit der Menschen, dass sich Forscher in Politik und Gesellschaft einbringen. Insgesamt erreichte das Vertrauen in Wissenschaftler laut Studie einen globalen Mittelwert von 3,62 auf einer Skala von 1 bis 5.
Interessanterweise gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Wie die Science berichtet, reicht die Vertrauensskala von Albanien (3,05) und Kasachstan (3,13) bis hin zu Ägypten (4,30) und Indien (4,26). Deutschland liegt mit einem Wert von 3,49 im Mittelfeld auf Platz 44 von 68 untersuchten Ländern.
Laut der Studie haben einige demografische Gruppen ein besonders hohes Vertrauen in die Wissenschaft. Dazu zählen Frauen, ältere Menschen und Menschen mit hohem Einkommen. Auch religiöse Menschen, Gebildete sowie Menschen mit liberaler oder linker politischer Orientierung vertrauen Wissenschaftlern eher. Bewohner städtischer Gebiete haben ein höheres Vertrauen als Menschen auf dem Land.
Interessant ist auch der Befund, dass Religiosität insgesamt positiv mit dem Vertrauen in Wissenschaftler assoziiert ist. Eine frühere Studie hatte gezeigt, dass die meisten muslimischen Teilnehmer keinen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion wahrnehmen. Bei Christen gab es hier größere Unterschiede zwischen den Ländern.
Ein relativ geringes Vertrauen in Forscher hatten dagegen in vielen Ländern Menschen mit rechtsgerichteten und konservativen politischen Ansichten. Der Philosoph Mathias Frisch von der Universität Hannover sieht darin angesichts des weltweit zunehmenden Einflusses autoritär-populistischer Strömungen eine Herausforderung für Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation.
Insgesamt stimmen 75 Prozent der Befragten zu, dass wissenschaftliche Forschungsmethoden der beste Weg sind, um herauszufinden, ob etwas wahr oder falsch ist. 83 Prozent wünschen sich weltweit, dass Forschende mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren.
Die Autoren räumen ein, dass die Studie einige Einschränkungen hat. So wurde die Umfrage in manchen Ländern auf Englisch oder Französisch durchgeführt, auch wenn dies nicht die am häufigsten gesprochenen Sprachen sind. Zudem erfolgte die Befragung online, was zu einer Überrepräsentation gebildeter Menschen geführt haben könnte.
Trotz des insgesamt hohen Vertrauens in die Wissenschaft warnen die Forscher: "Wir können die Sorge nicht ausschließen, dass ein Mangel an Vertrauen in Wissenschaftler selbst bei einer kleinen Minderheit die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der politischen Entscheidungsfindung beeinflussen kann."