Die Stadt Hanau verbietet ab Dezember die Nutzung von Smartwatches, GPS-Trackern und ähnlichen Geräten in Kindergärten. Wie Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD) am Donnerstag mitteilte, läuft die dauerhafte Ortung der Kinder mittels dieser Geräte den pädagogischen Grundsätzen der Kinderbetreuung zuwider. Bieri betont, dass Kindergärten geschützte Räume seien, in denen die Erzieherinnen für die richtige Balance zwischen Eigenständigkeit und Beobachtung der Kinder sorgen. Die ständige Überwachung durch Ortungsgeräte stehe dem kindlichen Recht auf freie Erkundung der Umgebung entgegen. Sollte es Fragen oder Bedenken zum Aufenthalt des Kindes in der Einrichtung geben, bittet Bieri die Eltern um einen offenen Dialog mit den Erzieherinnen. Wie die F.A.Z. berichtet, ist dies bereits die zweite Initiative Bieris in Bezug auf Smart Devices in den letzten Wochen.
Die Debatte um die Smartphone-Nutzung an Schulen in Hanau hatte bereits Ende Oktober begonnen. Wie die Offenbach-Post berichtet, hatte Bieri in einem offenen Brief an die Schulleitungen aller Hanauer Schulen angeregt, über ein generelles Handyverbot für Grundschulen sowie Unter- und Mittelstufen zu diskutieren. Als Hintergrund nannte er unter anderem Studien, die einen Zusammenhang zwischen exzessiver Handynutzung und schulischen Leistungen sowie sozialem Miteinander nahelegen. Wie die GNZ berichtet, verbringen Jugendliche im Schnitt fast 37 Stunden pro Woche am Handy, rund die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen erhält täglich mindestens 237 Benachrichtigungen, etwa ein Viertel davon während der Schulzeit. Bieri betonte, dass die Schulen selbst über die Regelungen entscheiden, unterstützte aber die Schulen, die bereits Maßnahmen zur Regulierung der Handynutzung ergriffen haben. Der Stadtschülerrat befürwortete laut Offenbach-Post ein Verbot in Grundschulen und Unterstufen, plädierte aber für eine eigenverantwortliche Nutzung ab der Mittelstufe.
Bereits im Januar 2019 berichtete die Frankfurter Rundschau über unterschiedliche Regelungen zum Umgang mit Smartphones an Hanauer Schulen, von Smartphone-Ecken bis hin zu einem absoluten Nutzungsverbot. An der Otto-Hahn-Schule galt damals bereits ein generelles Verbot elektronischer Geräte im Schulgebäude und auf dem Schulgelände. An der Hohen Landesschule durften Handys in den Pausen in einer ausgewiesenen Smartphone-Ecke genutzt werden. Die Ludwig-Geißler-Schule verfolgte einen liberaleren Ansatz und setzte auf Medienkompetenzvermittlung.
Im September 2018 hatte der Hanauer Anzeiger über einen Vortrag zum Thema Medienkompetenz für Eltern berichtet. Der Referent Günter Steppich betonte die Verantwortung der Eltern für die Medienerziehung ihrer Kinder und riet von Smartphones für Grundschulkinder ab. Für Jugendliche ab 14 Jahren empfahl er klare Regeln und eine Begleitung durch die Eltern. Er warnte vor Gefahren wie Mobbing, Pädophilie und Gewaltdarstellungen im Internet und riet zu einem offenen Dialog zwischen Eltern und Kindern.
Wie die F.A.Z. berichtet, hat Bieri seinen Vorstoß für ein Handyverbot an Schulen auch an den Hessischen Städtetag gerichtet, um eine landesweite Diskussion anzuregen. Der Hanauer Stadtschülerrat sprach sich laut Vorsprung Online für eine hessenweite Empfehlung, aber gegen eine verbindliche Regelung aus. Bieri sieht sich durch die Rückmeldungen aus Hanau und die Unterstützung des Kultusministers in seinem Anliegen bestärkt.
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