October 5, 2024
Herbstimpfungen im Fokus: Empfehlungen und Neuerungen 2023

Mit dem Beginn der Herbstmonate beginnt auch wieder die Zeit der Atemwegsinfektionen. Die Frage, wer sich gegen welche Erreger impfen lassen sollte, beschäftigt daher viele Menschen. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, ist die Impfung gegen Influenza die wohl etablierteste in den Herbstmonaten.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie für alle über 60 Jahren und für Menschen ab sechs Monaten, die aufgrund einer Grunderkrankung besonders gefährdet sind, schwer an der Grippe zu erkranken. Auch Mitarbeiter in Praxen, Kliniken und Pflegeheimen sowie Angehörige von chronisch kranken und zu pflegenden Menschen sollten sich impfen lassen. Schwangeren ab dem vierten Monat rät die STIKO ebenfalls zu dieser Impfung.

Zurückhaltender ist das Gremium noch immer bei einer allgemeinen Empfehlung für sonst gesunde Kinder, da diese in der Regel nicht schwer erkranken. Kinderärzte sehen das allerdings oft anders. Sie argumentieren, dass durch eine höhere Impfquote bei Kindern die Viren weniger in die Familien getragen würden. Zudem wären Kinderkliniken, die in den Wintermonaten aufgrund der zahlreichen Atemwegsinfekte besonders belastet sind, entlastet, wenn weniger Kinder an Grippe erkranken würden. In den USA etwa gibt es bereits eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder mit merklichen Vorteilen für die pädiatrische Versorgung im Winter.

Für Menschen über 60 Jahren empfiehlt die STIKO bei der Grippe einen sogenannten Hochdosis-Impfstoff, der mehr Antigene enthält. Ältere Menschen haben nämlich ein schwächeres Immunsystem und sprechen auf Impfungen manchmal nicht mehr so gut an. Die erhöhte Antigenmenge soll eine verbesserte Immunantwort bewirken. Für alle anderen wird in diesem Jahr der sogenannte trivalente Impfstoff empfohlen, der sich aus drei verschiedenen Influenza-Typen zusammensetzt. Es gibt auch Jahre, in denen zu einem Impfstoff für vier verschiedene Typen geraten wird, aufgrund der vorherrschenden Virenlinien wird das in dieser Saison nicht als nötig angesehen. Wer nicht zu den Personengruppen gehört, denen die Impfung offiziell empfohlen wird, sich aber gerne gegen Grippe schützen möchte, kann das individuell mit seinem Haus- oder Kinderarzt besprechen.

Die Impfung gegen Corona

Auch bei der Covid-Impfung empfiehlt die STIKO die Impfung im Prinzip demselben Personenkreis, dem sie auch die Grippeimpfung empfiehlt. Für alle anderen gilt: Bei Interesse den Haus- oder Kinderarzt ansprechen. Die Impfungen gegen Grippe und Corona können auch gleichzeitig gegeben werden – einmal in den linken, einmal in den rechten Arm. Die Verträglichkeit ist gut, auch wenn man beide Impfungen zur selben Zeit erhält.

Die Corona-Impfung gehört mittlerweile im Herbst fest zum Impfkalender. Wie die Influenzaviren verändert sich auch das Coronavirus stetig. Aus diesem Grund ist es nötig, den Impfstoff anzupassen. In Deutschland werden jetzt – nach Empfehlung der WHO – an die Omikron-Sublinien JN.1 und KP.2 adaptierte Impfstoffe verspritzt.

Die Impfung gegen RSV

Die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist neu unter den Herbstimpfungen. Es gibt Neuerungen für ältere Menschen, aber auch für Säuglinge. Seit diesem Herbst empfiehlt die STIKO für Säuglinge im ersten Lebensjahr eine sogenannte passive Impfung. Bei einer solchen Impfung werden Antikörper gespritzt, die dem Körper sofort zum Schutz zur Verfügung stehen. Der Körper muss die Abwehrzellen also nicht erst selbst bilden. Studien zeigen, dass die Impfung gut verträglich ist. Nebenwirkungen sind meist auf Rötungen an der Einstichstelle und leichtes Fieber beschränkt.

Neu ist in diesem Jahr, dass zwischen April und September geborene Kinder die Impfung in der Kinderarztpraxis bekommen. Babys, die von Oktober bis März geboren werden, sollen die Impfung direkt in der Klinik erhalten. Es gibt allerdings Klagen von Seiten der Pädiater, dass die Impfung teilweise noch nicht lieferbar ist. Zukünftig soll der Rhythmus – nach Geburtsmonat aufgeteilt – beibehalten werden, damit alle Säuglinge in ihrem ersten Lebensjahr geschützt sind. In diesem Alter kann das Virus nämlich besonders schwere Verläufe hervorrufen. Das RS-Virus ist für Kinder unter einem Jahr einer der häufigsten Gründe für einen Klinikaufenthalt. Studien haben aber erfreulicherweise gezeigt, dass Babys durch die neue Impfmöglichkeit sehr gut geschützt sind.

Das RS-Virus kann aber nicht nur für die Kleinsten gefährlich werden, sondern auch für ältere Menschen. Deshalb empfiehlt die STIKO von diesem Jahr an auch Menschen ab 75 Jahren und Menschen mit einer schweren Grunderkrankung, sich gegen RSV impfen zu lassen. Bei Älteren handelt es sich um eine aktive Impfung, bei der der Organismus selbst Antikörper herstellen muss. Bisher ist diese Impfung nur einmal geplant, da laut STIKO noch Daten fehlen, ob eine Wiederholung in einem der kommenden Herbste nötig ist.

Die Impfung gegen Pneumokokken

Pneumokokken sind Bakterien, die verschiedene Erkrankungen auslösen können – von Nasennebenhöhlenentzündungen über Hirnhautentzündungen bis hin zu einer lebensbedrohlichen Sepsis. Besonders gefährdet sind wieder die Jüngsten und die Ältesten. Deshalb empfiehlt die STIKO allen Säuglingen ab dem Alter von zwei Monaten und allen Menschen ab dem Alter von 60 Jahren eine Impfung beziehungsweise eine Auffrischimpfung. Pneumokokken nutzen es häufig aus, sich im Organismus auszubreiten, wenn ein Körper nach einem Virusinfekt schon geschwächt ist. Deshalb kommt auch diese Infektion vermehrt in der kalten Jahreszeit vor.

Die Impfung gegen Keuchhusten

Impfungen sind in erster Linie dazu da, den Geimpften zu schützen, indirekt aber auch sein Umfeld. Beide Effekte werden bei der Keuchhustenimpfung ausgenutzt. Besonders bedrohlich ist Keuchhusten für Säuglinge. Bei ihnen kann der Erreger zu Lungen- und Hirnentzündungen führen, im schlimmsten Fall auch zum Tod. Säuglinge selbst können erst nach dem zweiten Lebensmonat geimpft werden, davor sind sie darauf angewiesen, dass andere sie nicht anstecken. Heranwachsende werden in der Regel im Kleinkindalter grundimmunisiert. Eine Auffrischung ist im Grundschulalter nötig. Erwachsenen, besonders Eltern und Großeltern, wird empfohlen, sich einmalig auffrischen zu lassen, um Säuglinge nicht anzustecken – und natürlich um sich selbst zu schützen, denn Keuchhusten kann langwierig sein und Komplikationen hervorrufen. Die Impfung kann gemeinsam mit einer Auffrischung gegen Tetanus gegeben werden.

Quelle: F.A.S.

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