19.10.2024
Mietwahnsinn in Metropolen erschwert Firmen die Fachkräftesicherung
Hohe Mieten in deutschen Großstädten stellen nach einer aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC eine erhebliche Herausforderung für Unternehmen dar, wenn es darum geht, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Die Studie, die im Herbst durchgeführte Umfrage unter 4200 Berufstätigen aus zwölf Großstädten einschließlich Berlin, Hamburg, München, Essen, Leipzig und Hannover, hat ergeben, dass das teure Wohnen für viele ein zentrales Hindernis für ein Leben in der Metropole darstellt. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie zeigen, dass das Leben in der Stadt durchaus als angenehm empfunden wird, insbesondere wegen der guten Jobchancen, kurzen Arbeitswegen und den umfangreichen Einkaufs-, Bildungs- und Kulturangeboten. Rund 90 Prozent der Befragten fühlen sich an ihrem aktuellen Wohnort wohl. Trotz dieser positiven Aspekte ist die Unzufriedenheit mit den Wohnkosten hoch: Fast zwei Drittel der Teilnehmenden sind mit den Mieten, den Kosten für Wohneigentum und der Verfügbarkeit freier Mietwohnungen unzufrieden, und fast 90 Prozent sind der Meinung, dass es in Großstädten reine Glückssache sei, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Besonders schwierig wird die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Städten wie Stuttgart und München bewertet. Die hohen Mieten gehen so weit, dass ein Drittel der Berufstätigen über einen Arbeitsplatzwechsel wegen der Mieten nachdenkt. Eine kleine Minderheit hat diesen Schritt bereits vollzogen. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen haben bereits 17 Prozent den Job aufgrund der hohen Mieten in ihrer Region gewechselt und 41 Prozent haben darüber nachgedacht. Diese Entwicklung stellt Arbeitgeber vor die Herausforderung, Fachkräfte zu finden und zu binden, insbesondere in Ballungsräumen. Die Studie weist darauf hin, dass mittelständische Unternehmen, die häufig nicht in Großstädten angesiedelt sind, von dieser Situation profitieren könnten, da sie mit erschwinglicheren Mieten um Nachwuchskräfte werben können. Allerdings ist dies nicht ohne Weiteres auf alle Städte übertragbar, da auch in sogenannten Speckgürteln die Mieten teils fast so hoch sind wie in den Metropolen selbst. Die Befragten sehen sowohl die öffentliche Hand als auch die Arbeitgeber in der Verantwortung, Lösungen für das Problem zu finden. Eine große Mehrheit von 88 Prozent fordert von der Politik, dass Wohnungsbauprogramme stärker auf Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen ausgerichtet werden. Von den Arbeitgebern wünschen sich 82 Prozent die Übernahme der Fahrtkosten und ähnlich viele erwarten Mietzuschüsse. 79 Prozent befürworten die Bereitstellung von Betriebswohnungen und die Finanzierung der Ausstattung für das Homeoffice durch die Unternehmen. Die Implikationen dieser Studie sind weitreichend und berühren nicht nur die betroffenen Mitarbeiter und Unternehmen, sondern auch die Stadtentwicklung und Gesellschaftspolitik. Es stellt sich die Frage, wie in Zukunft bezahlbarer Wohnraum in den Städten geschaffen und gleichzeitig die Attraktivität der Städte für Fachkräfte erhalten werden kann. Die Ergebnisse machen deutlich, dass es eines koordinierten Vorgehens von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bedarf, um den Facetten des Problems – von der Urbanisierung bis zum Fachkräftemangel – zu begegnen.
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