Der Name "Lumumba" für das beliebte Weihnachtsmarktgetränk aus heißem Kakao mit Rum steht zunehmend in der Kritik. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, empfiehlt die Tourismus und Congress-Gesellschaft Frankfurt (TCF) den Schaustellern auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt, alternative Bezeichnungen wie "Heiße Schokolade mit Schuss" oder "Heißer Kakao mit Rum" zu verwenden. Die TCF begründet dies mit der Befürchtung, die Namensherkunft könne rassistische Stereotype bedienen.
Angestoßen wurde die aktuelle Diskussion durch einen Beitrag der Historikerin und ehemaligen Grünen-Stadträtin Annalena Schmidt aus Bautzen, die bereits 2023 auf die potenziell problematische Namensgebung aufmerksam gemacht hatte. Schmidt argumentiert, der Name beziehe sich höchstwahrscheinlich auf Patrice Lumumba, den ersten Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, der 1961 ermordet wurde. Die F.A.Z. betont, dass die Diskussion über den Getränkenamen nicht nur in Frankfurt, sondern auch in anderen Städten geführt wird.
Die Debatte um die Bezeichnung "Lumumba" ist nicht neu. Bereits 2022 äußerte Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, gegenüber dem Online-Magazin Cosmo seinen Unmut darüber, dass eine zentrale Figur des antikolonialen und antirassistischen Widerstands auf ein Getränk reduziert werde. Auch der Geschichtswissenschaftler Jürgen Zimmerer kritisierte die Namensgebung auf X (ehemals Twitter) als geschmacklos, wie t-online berichtet.
Die Herkunft des Getränkenamens "Lumumba" ist unklar. Obwohl die Verbindung zu Patrice Lumumba naheliegend erscheint, gibt es auch andere Theorien. Der Standard berichtet, der Name sei in den frühen 1960er Jahren in Deutschland aufgekommen, zeitgleich mit der Bekanntheit des kongolesischen Politikers. Eine Theorie vermutet eine böswillige Namensgebung aufgrund der Hautfarbe Lumumbas und der braunen Farbe des Getränks. Eine andere Theorie sieht in der Verwendung von Kakao und Zuckerrohr – beides Kolonialwaren – eine Hommage an Lumumba.
Wie die Hessenschau berichtet, trifft die Empfehlung der TCF in Frankfurt auf gemischte Reaktionen. Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt/Rhein-Main, hält die Diskussion für "aberwitzig" und verweist auf die lange Tradition des Namens. Gleichzeitig berichtet die Hessenschau, dass die meisten Standbetreiber die Empfehlung befolgen, die Umsetzung aber aufgrund logistischer Schwierigkeiten Zeit benötige.
Artemis Saleh, Wissenschaftliche Koordinatorin für Migrationsforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, erklärt gegenüber der Hessenschau, dass Vergleiche von Schwarzen Menschen mit braunen Lebensmitteln und Getränken rassistische Demütigungen darstellen. Sie sieht im Namen "Lumumba" ein Beispiel für die Ignoranz gegenüber dem europäischen kolonialen Erbe.
Die Neue Westfälische berichtet über die unterschiedlichen Reaktionen im Internet auf die von Annalena Schmidt angestoßene Debatte. Während einige Nutzer die Historikerin für ihren Hinweis loben, kritisieren andere eine vermeintliche Überempfindlichkeit. Die NW erwähnt auch die alternative Bezeichnung "Tote Tante", die vor allem in Norddeutschland gebräuchlich ist.
Die Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant:innen e.V. (ZBBS) betrachtet die Bezeichnung "Lumumba" als Respektlosigkeit gegenüber dem Freiheitskämpfer und fordert eine Umbenennung. Die ZBBS schlägt die Verwendung des in Norddeutschland gebräuchlichen Namens "Tote Tante" vor.
Der Spiegel hält die Verwendung des Namens für ein Kakaogetränk für eine unangemessene Verharmlosung von Lumumbas Geschichte und unterstützt die Forderung nach einer Umbenennung.
Quellen: