19.10.2024
Krankheitsbedingte Herausforderungen im Kita-Personal

Datenauswertung: Kita-Personal ist häufiger krank als der Durchschnitt

Die Situation in den Kindertagesstätten (Kitas) in Deutschland ist angespannt. Eine aktuelle Auswertung von Krankenkassendaten zeigt, dass das Personal in der Kinderbetreuung deutlich häufiger krankgeschrieben ist als der Durchschnitt der Arbeitnehmer. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die Beschäftigten selbst, sondern auch auf die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung.

Häufigkeit der Krankmeldungen

Laut einer Analyse, die von der Bertelsmann-Stiftung und dem Fachkräfte-Forum veröffentlicht wurde, waren Beschäftigte in Kitas im Jahr 2023 im Durchschnitt an rund 30 Tagen krankgeschrieben. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller anderen Berufsgruppen liegt bei etwa 20 Krankheitstagen pro Jahr. In einigen Bundesländern, wie Schleswig-Holstein, liegt die Zahl der Krankheitstage sogar noch höher. Hier wurden 29,6 Tage verzeichnet, was die ohnehin angespannte Personalsituation in den Einrichtungen weiter verschärft.

Ursachen für die hohen Krankenstände

Die häufigsten Gründe für die Krankmeldungen sind Atemwegserkrankungen, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Diese Trends wurden auch in den Daten der Techniker Krankenkasse bestätigt. Die Expertin Anette Stein von der Bertelsmann-Stiftung warnt, dass die hohen Krankenstände einen Teufelskreis erzeugen: Immer mehr Fachkräfte fallen aus, was zu einer höheren Belastung für die verbleibenden Mitarbeiter führt. Dies hat zur Folge, dass die Qualität der Betreuung und Erziehung in vielen Kitas leidet.

Finanzielle Auswirkungen und Personalbedarf

Um die Ausfallzeiten, die durch Krankheit, Urlaub und Fortbildung entstehen, auszugleichen, wird geschätzt, dass im Norden Deutschlands etwa 3.600 zusätzliche Vollzeitkräfte benötigt werden. Die Kosten für diese zusätzlichen Stellen belaufen sich auf rund 218 Millionen Euro jährlich. Diese Investitionen könnten dazu beitragen, die Personalsituation in den Kitas zumindest kurzfristig zu stabilisieren.

Der Teufelskreis der Überlastung

Die hohe Zahl an Krankmeldungen ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern hat systemische Ursachen. Viele Kitas sind chronisch unterbesetzt, was zu einer Überlastung der verbleibenden Fachkräfte führt. Diese Überlastung kann wiederum zu weiteren Krankmeldungen führen, was die Situation weiter verschärft. Die Bertelsmann-Stiftung fordert daher eine gesetzlich verankerte Finanzierung für Vertretungen durch qualifiziertes Personal, um die Ausfallzeiten besser abdecken zu können.

Forderungen zur Verbesserung der Situation

Die Fachkräfte-Forum hat die dringende Notwendigkeit einer bundesweit einheitlichen Regelung zur Finanzierung von Vertretungskräften hervorgehoben. Derzeit gibt es in vielen Bundesländern keine verlässlichen Regelungen, was die Situation für die Beschäftigten zusätzlich erschwert. Ein einheitlicher Ansatz könnte dazu beitragen, die Personalsituation in den Kitas zu verbessern und die Belastungen für die Fachkräfte zu reduzieren.

Fazit

Die Auswertung der Krankenkassendaten zeigt deutlich, dass das Kita-Personal in Deutschland unter einem überdurchschnittlich hohen Krankenstand leidet. Die Gründe sind vielschichtig und reichen von gesundheitlichen Belastungen bis hin zu strukturellen Problemen in den Einrichtungen. Um die Situation zu verbessern, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die sowohl die Finanzierung als auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in den Kitas betreffen. Nur so kann eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Betreuung gewährleistet werden.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Daten der Bertelsmann-Stiftung, der Techniker Krankenkasse und weiteren relevanten Berichten.

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