Der Ausbau von Landstromanlagen für Flusskreuzfahrtschiffe gewinnt zunehmend an Bedeutung für einen umweltfreundlicheren Tourismus. Wie die „Zeit“ am 5. Dezember 2024 berichtete, hat Mainz sechs neue Landstromanschlüsse in Betrieb genommen. Diese ermöglichen es den Schiffen, während ihrer Liegezeit im Hafen mit Strom vom Land versorgt zu werden, anstatt die bordeigenen Dieselgeneratoren laufen zu lassen. Dies reduziert sowohl die Lärmbelästigung für Anwohner als auch die Schadstoffemissionen in der Luft.
Mainz ist nicht die einzige Stadt in Rheinland-Pfalz, die auf diese Technologie setzt. Mit finanzieller Unterstützung eines Förderprogramms von Bund und Land wurden bereits ähnliche Projekte in Koblenz, Andernach und Saarburg umgesetzt. Die neuen Mainzer Anlagen, verteilt auf vier städtische und zwei private Anlegestellen, wurden mit 1,45 Millionen Euro gefördert, die jeweils zur Hälfte von Bund und Land getragen wurden. Die Rheinwerke Düsseldorf betreiben die Anlagen. Nach Angaben der Stadt Mainz machen jährlich bis zu 800 Schiffe in der Stadt fest.
Durch die Nutzung von Landstrom und den damit verbundenen Anschluss an das öffentliche Stromnetz sollen jährlich bis zu 500 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Anlagen sind Bestandteil des städtischen Masterplans „M3 - Green City Mainz“ zur Verbesserung der Luftqualität. Für Schiffe, die länger als eine halbe Stunde anlegen, wird die Nutzung des Landstroms zukünftig verpflichtend. Mainzs Oberbürgermeister Nino Haase hob den deutlich spürbaren Unterschied in der Lärmbelastung hervor, wenn ein Schiff Landstrom nutzt, anstatt auf Dieselaggregate zurückzugreifen.
Auch die rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) befürwortet die Entwicklung. Sie sieht das wachsende Interesse an Flusskreuzfahrten als positive Entwicklung für den Tourismussektor, betont aber gleichzeitig die Notwendigkeit, die Luftreinhaltung zu gewährleisten. Das Land Rheinland-Pfalz hat sich die Modernisierung der Binnenhäfen zum Ziel gesetzt. Dazu gehören neben Landstromanlagen auch die Sanierung von Kaianlagen und die Entwicklung von Umschlagplätzen für Wasserstoff.
Koblenz nahm in Rheinland-Pfalz eine Vorreiterrolle ein und erweiterte und modernisierte sein Angebot an Landstromanlagen bereits 2021. Für dieses Projekt wurden rund 1,16 Millionen Euro von Land und Bund zur Verfügung gestellt, was laut Koblenz-Touristik knapp 80 Prozent der Nettokosten von 1,5 Millionen Euro entspricht. Die Anlagen ermöglichen die gleichzeitige Stromversorgung von sechs großen Fahrgastschiffen. Die CO2-Belastung in der Koblenzer Altstadt soll dadurch um fast 900 Tonnen pro Jahr sinken. Ein Sprecher der Koblenz-Touristik zeigte sich sehr zufrieden mit der Investition und den positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohner.
Auch in Trier wird in Landstrom investiert. Die Stadtwerke Trier errichten derzeit zusammen mit Viking Cruises zwei neue Anlegestellen mit Stromanschluss. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, die Fertigstellung für Ende 2026.
Die Kreuzfahrtbranche selbst betrachtet Landstrom als einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Eine Sprecherin von Nicko Cruises unterstrich die Bedeutung für einen umweltfreundlicheren Schiffsbetrieb und die Reduzierung von Lärm und CO2-Emissionen. Alle Schiffe des Unternehmens seien mit Landstromanschlüssen ausgerüstet.
Sönke Diesener, Schifffahrtsexperte des NABU, begrüßt die Entwicklung ebenfalls und sieht darin einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Schifffahrt. Er betont jedoch, dass die Art des verwendeten Stroms ausschlaggebend für die gesamte Umweltbilanz ist und Landstrom allein nicht ausreicht. Als Beispiel nennt er vollelektrische Kreuzfahrtschiffe in China und hält solche Lösungen auch für Europa für realistisch, auch wenn die starke Strömung auf Flüssen wie dem Rhein eine Herausforderung darstellt. Bis dahin könnten nach Dieseners Einschätzung auch Verbesserungen bei Dieselmotoren, beispielsweise durch Partikelfilter oder Katalysatoren, einen Beitrag leisten.
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