Tief unten im Pazifik, unterhalb des Meeresbodens, haben Forscher ein faszinierendes Ökosystem entdeckt, das neue Einblicke in die ungeahnte Vielfalt des Lebens in der Tiefsee gewährt. Wie die F.A.Z. berichtet, zeigt diese Entdeckung, wie viele weiße Flecken es noch in den Ozeanen zu erforschen gibt und unterstreicht die Bedeutung des Meeresschutzes.
Es ist allgemein bekannt, dass die Tiefsee eine erstaunliche Fülle an Lebewesen beherbergt. Farbenprächtige Röhrenwürmer, Krabben, Muscheln und andere faszinierende Kreaturen haben sich an die extremen Bedingungen in der Tiefe angepasst. Doch nicht nur auf dem Meeresboden, sondern auch darunter, in den Tiefen der Erdkruste, existiert Leben, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen.
Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Sabine Gollner vom Royal Netherlands Institute for Sea Research und Monika Bright von der Universität Wien hat den Meeresboden am Ostpazifischen Höhenzug untersucht, einem vulkanisch aktiven Gebiet, an dem zwei tektonische Platten aufeinandertreffen. An diesen Stellen sickert Meerwasser durch Spalten im Gestein bis unter die Erdkruste, wo es auf Magma trifft, sich erhitzt und als hydrothermale Quelle wieder aufsteigt.
Dass sich an diesen hydrothermalen Quellen einzigartige Ökosysteme bilden, ist seit 1977 bekannt, als das Forschungsschiff Alvin erstmals in diese Tiefen vorstieß. Zuvor ging man davon aus, dass Leben ohne Photosynthese unmöglich sei und der Meeresgrund eine lebensfeindliche Wüste. Doch die Entdeckung von Mikroben, die durch Chemosynthese Energie gewinnen, revolutionierte unser Verständnis der Tiefsee.
Die Wissenschaftler um Gollner und Bright haben nun mit Hilfe eines ferngesteuerten Tauchroboters in 2515 Metern Tiefe ein Netzwerk von Hohlräumen unterhalb der Lavakruste des Meeresbodens entdeckt. Diese Hohlräume, vermutlich entstanden durch kondensierenden Meerwasserdampf, bieten verschiedenen Artengemeinschaften einen Lebensraum.
Ähnlich wie Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus, beherbergen diese Hohlräume eine Vielzahl von Lebewesen, darunter Muscheln, Würmer, Larven und ausgewachsene Tiere, die sowohl als Primärproduzenten als auch als Räuber fungieren. Die Forscher fanden sogar Larven von Arten, die bisher nur von der Oberfläche des Meeresbodens bekannt waren, was darauf hindeutet, dass diese auf die Kavernen im Untergrund angewiesen sind.
Die Entdeckung dieser komplexen, unterirdischen Ökosysteme unterstreicht die Notwendigkeit, die Tiefsee und ihre Bewohner zu schützen. Wie die Forscher betonen, wurde die Erforschung der Biosphäre des Meeresbodens gerade erst begonnen. Die Entdeckung der Lebensräume im Krustenuntergrund zeige aber, dass ihr Management und ihr Schutz dringend nötig seien und vorangetrieben werden müssen.
Quelle: F.A.Z.
