Die deutsche Möbelbranche steckt weiterhin in einer Krise. Wie die Zeit unter Berufung auf die dpa berichtet, sanken die Umsätze der deutschen Möbelhersteller im Jahr 2024 nominal um 7,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro. Auch bei den Möbelhändlern gab es laut den Branchenverbänden VDM und BVDM voraussichtlich ein Minus zwischen sechs und acht Prozent. Bereits 2023 hatte die Branche Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.
Als Hauptgrund für die Kaufzurückhaltung der Konsumenten werden die gestiegenen Lebenshaltungskosten genannt. Wie die Zeit Handelsexperte Sebastian Wilde von der Unternehmensberatung Falkensteg zitiert, zwingen die höheren Ausgaben für Lebensmittel und Energie viele Haushalte zum Sparen, wodurch Möbelkäufe in den Hintergrund rücken.
Ein weiterer Faktor ist die Nachwirkung des Corona-Booms. Wie Marco Atzberger vom Forschungsinstitut EHI gegenüber der Zeit ausführte, hatten viele Menschen während der Pandemie Möbelkäufe vorgezogen. Nun sei der Bedarf gedeckt. Jean Lucas Dürand, Leiter des Handelsverbandes Möbel und Küchen, ergänzt laut Zeit, dass das Geld der Kunden nun vermehrt in Urlaub und Reisen fließe.
Die angespannte Lage spiegelt sich auch in der Absage der wichtigen Möbelmesse IMM Cologne wider, wie Room-Reporter bereits im Oktober 2024 meldete. Baumarktmanager berichtete ebenfalls über die Absage und nannte als Gründe die schwierige wirtschaftliche Situation der deutschen Möbelhersteller und die mangelnde Nachfrage. Eine Konjunkturumfrage des Handelsverbandes Deutschland, auf die die Zeit Bezug nimmt, verdeutlicht die schlechte Stimmung in der Branche: Nur 4 Prozent der befragten Unternehmen schätzten ihre Geschäftslage als gut ein, während 44 Prozent sie als befriedigend und ein Drittel als schlecht bewerteten. Nur 22 Prozent erwarten für 2025 einen höheren Umsatz als im Vorjahr.
Die Krise hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen. Wie die Zeit berichtet, sank die Zahl der Mitarbeitenden in der Möbelindustrie um 5,4 Prozent auf 71.231. Laut einer Verbandsumfrage haben 44 Prozent der Unternehmen im ersten Quartal 2025 Kurzarbeit beantragt. Auch Insolvenzen nehmen zu: Laut einer Auswertung des Kreditversicherers Allianz Trade, die von der Zeit zitiert wird, kletterten die Insolvenzen in der Branche 2024 auf ein Zehn-Jahres-Hoch von über 230 Fällen.
Selbst Branchenriese Ikea blieb von der Krise nicht verschont und verzeichnete im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatzrückgang von 5 Prozent, wie die Zeit berichtet. Auch der rückläufige Wohnungsbau, der laut Statistischem Bundesamt 2024 den niedrigsten Stand seit 2010 erreichte, belastet die Branche zusätzlich, insbesondere die Küchenmöbelhersteller, wie Möbelexperte Christoph Lamsfuß vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln gegenüber der Zeit erklärte.
Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten gibt es auch vorsichtigen Optimismus. Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM), erwartet laut Zeit für 2025 ein geringes Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Auch Experte Lamsfuß sieht Chancen in der steigenden Nachfrage nach flexiblen Möbeln, die sich an die Bedürfnisse von Menschen in kleineren Wohnungen anpassen lassen.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/20/weil-kunden-sparen-krise-der-moebelbranche-verschaerft-sich
https://www.room-reporter.de/Article/view/3038
https://www.baumarktmanager.de/mangelnde-nachfrage-moebelmesse-findet-2025-nicht-statt-18102024
https://www.moebelmarkt.de/beitrag/halbjahresbilanz-der-deutschen-m%C3%B6belindustrie-zwischen-krise-und-zuversicht