Der Start in die neue Biathlon-Saison ist von einer Kontroverse um eine neue Regeländerung überschattet. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, hat der Weltverband IBU beschlossen, die Startreihenfolge in Einzelrennen und Sprint zu ändern. Anstatt wie bisher den Top 15 des Weltcups die freie Wahl ihrer Startgruppe zu ermöglichen, müssen diese nun in der dritten Startgruppe starten. Die IBU begründet dies mit dem Wunsch nach mehr Spannung für die TV-Zuschauer.
Diese Neuerung stößt bei vielen Athleten auf heftigen Widerstand. So kritisiert der ehemalige Biathlon-Weltmeister Erik Lesser die Änderung scharf und spricht laut SPORT1 von einer „Bestrafung“ für gute Leistungen. Er sieht keinen Bedarf für eine Änderung, da Biathlon im Fernsehen bereits gut funktioniere. Zusätzlich erschwere die Regel das Aufwärmen, da die Top-Athleten nicht mehr auf der Wettkampfstrecke trainieren können und auf separate, oft ungeeignete, Aufwärmrunden ausweichen müssen (Main-Echo).
Auch aktive Biathleten zeigen sich unzufrieden. Johannes Kühn, Mitglied des Athletenkomitees, bemängelt gegenüber BILD, dass die neue Regelung dem Leistungsprinzip widerspreche. Die Top 15 hätten sich ihre Position hart erarbeitet und würden nun benachteiligt. Ähnliche Kritik kommt vom französischen Doppel-Olympiasieger Quentin Fillon Maillet (Eurosport), der unfaire Bedingungen befürchtet. Der französische Teamchef Stéphane Bouthiaux geht sogar noch weiter und bezeichnet die Regelung als „skandalös“ (Main-Echo).
Die IBU verteidigt die Änderung mit dem Argument, die Spannung und damit die Sendezeit und Vermarktungsmöglichkeiten zu erhöhen. IBU-Mediendirektor Christian Winkler erklärte gegenüber dem ZDF, dass es Ausnahmeregelungen für extreme Wetterbedingungen gebe, bei denen die Jury über einen früheren Start der Top-Athleten entscheiden könne. Der Verband betont, faire Bedingungen zu gewährleisten und das neue System zunächst in einer Testphase im November und Dezember zu erproben, bevor Ende des Jahres evaluiert werde.
Nicht alle teilen den Optimismus der IBU. Der norwegische Biathlon-Star Johannes Thingnes Bø befürchtet laut TV2 sogar einen gegenteiligen Effekt und einen Zuschauerrückgang, wenn diese 40 Minuten auf die Top-Athleten warten müssten.
Die Meinungen in der Biathlon-Welt gehen also stark auseinander. Die IBU erhofft sich mehr Spannung und bessere Vermarktung, während viele Athleten die Regel als unfair empfinden und um die Fairness des Wettbewerbs fürchten. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Regeländerung den gewünschten Effekt erzielt oder ob der Weltverband seine Entscheidung revidieren muss.
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