16.10.2024
Tesla und die IG Metall: Streit um Mitbestimmung in Grünheide

Der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla ist bekannt für seinen Erfolg und seinen kontroversen CEO Elon Musk. Doch seit der Eröffnung der Gigafactory in Grünheide bei Berlin im Jahr 2021 sorgt das Unternehmen auch in Deutschland für Schlagzeilen - und das nicht nur im positiven Sinne. Immer wieder gibt es Berichte über Konflikte mit der Gewerkschaft IG Metall und umstrittene Arbeitsbedingungen. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht dabei der Umgang mit dem Betriebsrat, der sich mehrheitlich aus gewerkschaftsunabhängigen Mitgliedern zusammensetzt.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kam es in den letzten Monaten zu mehreren Kündigungen von Betriebsratsmitgliedern, die der IG Metall angehören. So wurde im Oktober 2024 ein Produktionsmitarbeiter entlassen, dem vorgeworfen wird, er habe einer Kollegin Gewalt angedroht. Der Betroffene bestreitet die Vorwürfe, die IG Metall bezeichnet sie als "absurd" und vermutet ein gezieltes Vorgehen gegen gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter. Bereits im Juli 2024 war einem anderen Betriebsratsmitglied kurz vor Antritt seiner Elternzeit gekündigt worden, weil er angeblich falsche Arbeitszeiten eingetragen hatte. Auch in diesem Fall vermutet die Gewerkschaft ein durch die Personalabteilung konstruiertes Verfahren, um einen unliebsamen Mitarbeiter loszuwerden.

Die IG Metall kritisiert seit Langem die Arbeitsbedingungen bei Tesla und fordert unter anderem einen Tarifvertrag, mehr Bandpausen und eine bessere Personalausstattung. "Da sind Taktzeiten von 45 Sekunden in der Produktion, dann kommen immer wiederkehrende Tätigkeiten, und das schlaucht natürlich. Das macht die Menschen mürbe und macht sie auch kaputt und anfällig für Krankheiten", sagte der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, im März 2024 im RBB-Inforadio. Die Gewerkschaft ist der Meinung, dass der amtierende Betriebsrat die Interessen der Beschäftigten nicht ausreichend vertritt und zu sehr auf Seiten des Managements steht.

Tesla hingegen lehnt einen Tarifvertrag ab und verweist auf die bereits gewährten Gehaltserhöhungen. Werksleiter André Thierig kündigte im März 2024 bei einem Besuch von Elon Musk jährliche Lohnanpassungen an. Die amtierende Betriebsratschefin Michaela Schmitz, die weitermachen will, hatte auf Gehaltserhöhungen bis zu 18 Prozent ohne Tarifvertrag verwiesen.

Die Konflikte zwischen Tesla und der IG Metall werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Mitbestimmung in Zeiten der Globalisierung. Während deutsche Unternehmen traditionell stark mitbestimmt sind, versuchen immer mehr ausländische Firmen, die Mitbestimmung zu umgehen oder zu beschränken. Dies gilt insbesondere für Unternehmen aus den USA, wo Gewerkschaften deutlich schwächer sind als in Deutschland.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Konflikt zwischen Tesla und der IG Metall weiterentwickeln wird. Die Gewerkschaft hat angekündigt, die Kündigungen der Betriebsratsmitglieder nicht hinzunehmen und juristisch dagegen vorzugehen. Es ist gut möglich, dass der Streit vor dem Arbeitsgericht landen wird. Klar ist, dass der Fall Tesla eine grundsätzliche Debatte über die Zukunft der Mitbestimmung in Deutschland ausgelöst hat.

Quellen:

- https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tesla-gruenheide-betriebsrat-ig-metall-kuendigung-musk-elon-musk-trump-lux.7Vyc78EMErtTvw4Cds7egw?reduced=true - https://www.wiwo.de/my/erfolg/management/kuendigungen-bei-tesla-ich-waere-vorsichtig-mich-so-mahnend-auf-tesla-zu-stuerzen-/30040286.html - https://www.betriebsrat.de/news/arbeitnehmervertreter-im-aufsichtsrat/flucht-aus-der-mitbestimmung-bei-tesla-19807 - https://www.igmetall-bbs.de/aktuelles/meldung/angriff-auf-deutsche-mitbestimmung-tesla-ueberschreitet-mit-kuendigung-eines-betriebsrates-rote-linie - https://www.maz-online.de/brandenburg/tesla-mitarbeiter-in-gruenheide-waehlen-betriebsrat-ig-metall-will-tarifvertrag-ELIW2OSSHVERRNUVJWKQFWB3WI.html - https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gruenheide-tesla-werk-bei-berlin-kuendigt-betriebsratsmitglied-ig-metall-nennt-vorwuerfe-absurd-a-9a7dd56b-8f8a-4e16-91d7-857fe6a7d742
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