19.10.2024
Wohnraum in der Krise: Mieten auf Rekordhoch und der Ruf nach politischen Lösungen
Die Wohnsituation in Deutschland bleibt eines der drängendsten sozialen und politischen Themen im Land. Mit steigenden Mieten und einer anhaltenden Wohnungsnot sehen sich Mieterinnen und Mieter zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur ihren Alltag, sondern auch die gesamte gesellschaftliche Struktur beeinflussen. Laut einer aktuellen Studie der Online-Plattform ImmoScout24 sind die Mietpreise für Bestandsmietwohnungen im vierten Quartal 2023 deutschlandweit um durchschnittlich 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Im Jahresvergleich beträgt die Steigerung sogar 5,8 Prozent. Bei neu gebauten Wohnungen sieht das Bild ähnlich aus, hier stiegen die Angebotsmieten um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Quadratmeterpreis lag im vierten Quartal 2023 im Bestand bei 8,42 Euro und bei Neubauten bei 11,72 Euro. Die Mieten in deutschen Großstädten haben ein neues Rekordniveau erreicht. Insbesondere in den sogenannten "Big Eight" - den acht größten deutschen Städten - bleibt die Nachfrage nach Mietwohnungen hoch. In München zahlten Mieterinnen und Mieter durchschnittlich 24 Euro pro Quadratmeter, während in Berlin der Quadratmeterpreis auf 19,45 Euro angestiegen ist. Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum treibt die Menschen zunehmend in das Umland der Metropolen, wo das Angebot größer und die Mieten günstiger sind. Auch auf dem Kaufmarkt registrierten Expertinnen und Experten von ImmoScout24 nach einem von Zurückhaltung geprägten Jahr 2023 einen Aufschwung bei den Angebotspreisen im vierten Quartal. Neue Eigentumswohnungen verteuerten sich deutschlandweit um durchschnittlich 2,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum, neue Häuser sogar um 2,9 Prozent. Im Bestand gab es noch leichte Rückgänge bei Eigentumswohnungen von 1,6 Prozent und bei Häusern von 0,5 Prozent. Die Expertinnen und Experten gehen auch für das Jahr 2024 von weiter steigenden Mieten aus, während die Kaufpreise, insbesondere bei Objekten mit schlechter Energiebilanz, weiter unter Druck stehen. Die hohe Nachfrage, verstärkt durch die gestiegene Zuwanderung und die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt, lässt die Preise für Mietwohnungen weiter in die Höhe schnellen. Die zunehmende Wohnungsknappheit und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum könnten langfristig zu sozialen Verwerfungen führen, wenn die Politik nicht handelt. Die SPD-Bundestagsfraktion fordert daher in einem Positionspapier, die Mietanstiege für die nächsten drei Jahre zu deckeln, indem Vermieter die Mieten nur noch um maximal 6 Prozent in drei Jahren erhöhen dürfen. Diese Maßnahme soll den steigenden Wohnkosten entgegenwirken und die Situation für Mieterinnen und Mieter verbessern. Indexmieten sollen sich zukünftig nicht mehr nach der Inflation richten, sondern nach der allgemeinen Entwicklung der Nettokaltmieten. Während der Deutsche Mieterbund die Forderungen der SPD begrüßt, sehen Eigentümerverbände und Immobilienwirtschaftsvertreter darin eine Bedrohung für den Wohnungsmarkt. Sie argumentieren, dass weitere Regulierungen Investitionen in den Wohnungsneubau hemmen und die Schaffung neuer Wohnungen verhindern würden. Die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sind vielschichtig und erfordern ein umfassendes Vorgehen, das sowohl die Interessen der Mieterinnen und Mieter als auch die Notwendigkeit des Wohnungsbaus berücksichtigt. Die Politik steht vor der Aufgabe, einen ausgewogenen Weg zu finden, um das Angebot an bezahlbarem Wohnraum zu erhöhen und gleichzeitig die Rahmenbedingungen für Investitionen in den Neubau zu verbessern. Nur so kann langfristig eine Lösung für die Wohnungskatastrophe gefunden werden, die das Klima und soziale Innovationen nicht weiter belastet.
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