Im Februar vergangenen Jahres reisten Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck mit großem Pomp nach Ensdorf im Saarland, um die Ansiedlung einer hochmodernen Chipfabrik des amerikanischen Unternehmens Wolfspeed zu verkünden. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, sollte das Projekt auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks entstehen und Investitionen von fast drei Milliarden Euro mit sich bringen, massiv gefördert durch den Staat. Die Verkündung wurde von Scholz und Habeck als große Errungenschaft gefeiert, die die industrielle Revolution zurück ins Saarland bringen sollte.
Doch nun, weniger als zwei Jahre später, steht das Projekt vor dem Aus. Wolfspeed hat angekündigt, den Bau der Fabrik vorerst auf Eis zu legen. Als Grund nannte das Unternehmen die gestiegenen Baukosten und die hohe Inflation. Die Entscheidung ist ein herber Rückschlag für die Bundesregierung, die sich die Förderung von Schlüsseltechnologien wie der Chipindustrie auf die Fahnen geschrieben hat.
Der Fall Wolfspeed ist kein Einzelfall. Auch andere große Industrieprojekte, die mit milliardenschweren Subventionen nach Deutschland gelockt werden sollten, wackeln oder wurden bereits gestoppt. So hat der taiwanesische Konzern TSMC seine Pläne für den Bau einer Chipfabrik in Dresden vorerst auf Eis gelegt. Und der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat den Bau einer Fabrik in Heide (Schleswig-Holstein) verschoben.
Die Gründe für die Zurückhaltung der Investoren sind vielfältig. Neben den gestiegenen Kosten und der Inflation spielen auch die hohen Energiepreise in Deutschland eine Rolle. Hinzu kommt die schleppende Bürokratie, die Genehmigungsverfahren in die Länge zieht. "Deutschland ist ein schwieriger Standort geworden", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, kürzlich der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Die Bundesregierung versucht gegenzusteuern. So hat Wirtschaftsminister Habeck ein milliardenschweres Förderprogramm für die Ansiedlung von Halbleiterfabriken aufgelegt. Doch ob das reicht, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen, ist fraglich. "Die Konkurrenz schläft nicht", warnte BDI-Präsident Russwurm. "Andere Länder, insbesondere die USA, locken mit massiven Subventionen und Steuervorteilen."
Der Fall Wolfspeed zeigt, dass die Ampelkoalition vor großen Herausforderungen steht, wenn sie ihr Ziel erreichen will, Deutschland zu einem führenden Standort für Zukunftstechnologien zu machen. Die Milliarden, die die Regierung für die Ansiedlung von Unternehmen wie Wolfspeed in die Hand nehmen will, scheinen derzeit nicht die erhoffte Anziehungskraft zu entfalten. Hohe Kosten, Inflation, Energiepreise und Bürokratie - all das schreckt Investoren eher ab, als dass es sie nach Deutschland lockt.
Die Situation im Saarland verdeutlicht die Problematik. Die Region, die einst stark von der Kohle- und Stahlindustrie geprägt war, setzt große Hoffnungen auf den Strukturwandel hin zu zukunftsfähigen Branchen. Doch der Fall Wolfspeed zeigt, dass dieser Wandel nicht ohne Rückschläge vonstattengehen wird.
Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung es schafft, die Rahmenbedingungen für Investitionen in Deutschland so zu verbessern, dass Unternehmen wie Wolfspeed ihre Pläne für den Bau von Fabriken doch noch realisieren. Die Zeit drängt, denn die Konkurrenz aus anderen Ländern ist groß.
Quellen: