19.10.2024
Wut der Bürger in Israel: Forderungen nach sofortiger Geiselbefreiung

Generalstreik in Israel: „Netanjahu bringt die Geiseln um“

In Israel hat die Wut auf Regierungschef Benjamin Netanjahu nach dem Fund weiterer toter Geiseln im Gazastreifen stark zugenommen. Die israelische Armee gab bekannt, dass sie die Leichen von sechs Geiseln entdeckt hatte, die offenbar aus nächster Nähe erschossen wurden. Dies führte zu massiven Protesten, die in einem Generalstreik mündeten, der die gesamte Nation erfasste.

Am Sonntagabend versammelten sich in Tel Aviv mehr als 200.000 Menschen zu einer Demonstration, die die größte seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober darstellt. Auf einer Bühne wurden sechs Särge, die in israelische Flaggen gehüllt waren, aufgestellt, um auf die Tragödie aufmerksam zu machen. Die Botschaft der Demonstranten war klar: Sie forderten eine sofortige und entschlossene Handlung von der Regierung, um die noch immer in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln zu befreien.

Die Proteste fanden nicht nur in Tel Aviv, sondern auch in anderen Städten statt, darunter Jerusalem und Haifa. Demonstranten äußerten ihren Unmut über die Regierungspolitik und die vermeintliche Untätigkeit Netanjahus in Bezug auf die Geiselnahme. „Eure Entscheidungen führen zu ihrem Tod“, rief ein Mann, dessen Bruder noch immer im Gazastreifen gefangen gehalten wird, während er in der Nähe von Netanjahus Wohnhaus sprach.

Die Unzufriedenheit hat auch innerhalb der israelischen Regierung zugenommen. Verteidigungsminister Yoav Gallant forderte eine Rücknahme des jüngsten Beschlusses über die Kontrollen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Er argumentierte, dass ohne diese Änderungen kein Geiseldeal möglich sei. Diese internen Spannungen innerhalb der Regierung könnten die ohnehin angespannte Situation weiter verschärfen.

US-Präsident Joe Biden äußerte sich ebenfalls zu der Situation und bezeichnete Netanjahus Bemühungen um ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln als unzureichend. Angehörige der Geiseln haben Biden für seine Unterstützung gedankt und forderten von Netanjahu eine ähnliche Entschlossenheit. „Die Menschen in Israel werden nicht zulassen, dass die fast elf Monate andauernde Vernachlässigung der Geiseln fortgesetzt wird“, hieß es in einer Stellungnahme der Angehörigen.

Die israelische Armee hat die Leichen der Geiseln in einem unterirdischen Tunnel im Süden des Gazastreifens gefunden. Berichten zufolge wurden die Geiseln etwa 48 bis 72 Stunden vor der Entdeckung erschossen. Diese grausame Entdeckung hat die öffentliche Wut weiter angeheizt und die Forderungen nach einer sofortigen Lösung für die Geiselnahme verstärkt.

Die Proteste und der Generalstreik sind nicht nur ein Ausdruck des Unmuts über die Geiselnahme, sondern auch ein Zeichen für die allgemeine Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik und der Sicherheitslage in Israel. Die Demonstranten fordern eine klare Strategie zur Befreiung der Geiseln und eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen der Regierung.

Die Situation in Gaza bleibt angespannt, während die israelischen Streitkräfte weiterhin militärische Operationen gegen die Hamas durchführen. Gleichzeitig hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Impfkampagne gegen das Poliovirus in Gaza gestartet, die unter extrem schwierigen Bedingungen durchgeführt wird. Dies zeigt die Komplexität der aktuellen Situation im Nahen Osten, in der humanitäre und sicherheitspolitische Herausforderungen eng miteinander verwoben sind.

Die Proteste in Israel sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Bevölkerung eine Veränderung der politischen Richtung und eine stärkere Verantwortung vonseiten der Regierung fordert. Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die Regierung auf diese Herausforderungen reagiert und ob es zu einem Geiseldeal kommen kann.

Die Situation bleibt angespannt, und die Bevölkerung beobachtet genau, wie die Regierung mit den anhaltenden Protesten und der Forderung nach einer Lösung für die Geiselnahme umgeht.

Quellen: F.A.Z., dpa

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