Die Adria, bekannt für ihre glitzernden Gewässer und malerischen Strände, hat in diesem Sommer eine unerwartete Herausforderung zu bewältigen: den Algenschleim. Dieses Phänomen, das in den letzten Wochen vermehrt aufgetreten ist, hat sowohl Urlauber als auch Einheimische betroffen und wirft Fragen über die Ursachen und Auswirkungen auf die Küstenregionen auf.
Algenschleim, auch bekannt als Mucillagine, ist eine gelartige Substanz, die aus Mikroalgen besteht. Diese Algen, insbesondere die Art Gonyaulax fragilis, produzieren eine Schleimschicht, die durch verschiedene Umweltfaktoren begünstigt wird. In der Regel tritt dieser Schleim in warmen Gewässern und bei bestimmten Wetterbedingungen auf. Die Farbe des Schleims variiert von Weiß über Gelb bis hin zu Braun, was für viele Strandbesucher unangenehm ist.
Wissenschaftler vermuten, dass mehrere Faktoren zum vermehrten Algenwachstum in der Adria beitragen. Dazu gehören:
- Hohe Wassertemperaturen - Übermäßige Sonneneinstrahlung - Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlichen und städtischen Gebieten - Veränderungen im Salzgehalt des Wassers durch RegenfälleDie Kombination dieser Faktoren, insbesondere die hohen Temperaturen während der Sommermonate, scheint die perfekten Bedingungen für das Wachstum der Algen zu schaffen.
Das Algenschleim-Phänomen hat sich in diesem Jahr von den nördlichen Küstenregionen Italiens, wie dem Golf von Triest, bis hinunter nach Ravenna, Rimini und sogar Ancona ausgebreitet. Berichte deuten darauf hin, dass auch die Küsten von Kroatien und Slowenien betroffen sind. Touristen in diesen Gebieten berichten von dem unangenehmen Gefühl, beim Baden mit dem Schleim in Kontakt zu kommen. Viele Strandbesucher sind sich unsicher, ob sie ins Wasser gehen sollen, da der Schleim nicht nur unansehnlich, sondern auch unangenehm auf der Haut ist.
Das Phänomen des Algenschleims ist nicht neu. Bereits im 17. Jahrhundert bemerkte der Zisterziensermönch Paolo Boccone an den Stränden von Venedig „Reststoffe von verflochtenen und verwobenen Fasern, bedeckt mit Schleim“. Der Begriff „mare sporco“ (schmutziges Meer) ist in der Fachliteratur seit über 150 Jahren verankert. Historische Aufnahmen zeigen, wie Menschen in Badeanzügen am Strand stehen und sich die Nase zuhalten, um den Gestank zu vermeiden.
Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden betonen, dass der Algenschleim in der Adria nicht gesundheitsschädlich ist. Der Schleim ist ungiftig und stellt keine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Dennoch kann das Gefühl, im Wasser mit Schleim in Kontakt zu kommen, für viele Urlauber unangenehm sein. Es wird empfohlen, sich nach dem Baden gründlich zu duschen, um die Substanz von der Haut zu entfernen.
Die Auswirkungen des Algenschleims sind nicht nur für die Badegäste spürbar, sondern auch für die lokale Wirtschaft. Hoteliers und Strandbetreiber berichten von einem Rückgang der Buchungen und der Besucherzahlen. In einer Umfrage des italienischen Fernsehsenders Rai äußerten sich viele Einheimische besorgt über die potenziellen Auswirkungen auf den Tourismus. Die Hauptsaison ist für viele Betriebe entscheidend, und das Thema Algenschleim wird oft vermieden, um keine negativen Assoziationen zu wecken.
Die Fischer in der Region sind besonders betroffen. Der Schleim behindert die Propeller kleiner Boote und macht das Fischen praktisch unmöglich. Die Fischerverbände fordern Unterstützung und Maßnahmen zur Beobachtung und Bekämpfung des Problems. Schäden an Fischernetzen werden ebenfalls gemeldet, was die wirtschaftliche Belastung für die Fischer erhöht.
Wissenschaftler und Experten arbeiten daran, die Ursachen des Algenschleims besser zu verstehen und mögliche Lösungen zu finden. Attilio Rinaldi, ein Experte für Meeresforschung, weist darauf hin, dass Algenschleim ein natürliches Phänomen ist, das in der Vergangenheit bereits aufgetreten ist. Er betont, dass übertriebene Sorgen nicht nötig sind, da der Schleim nicht mit Meeresverschmutzung in Verbindung zu bringen ist.
Während der Sommerurlaub an der Adria weiterhin von der Schönheit der Landschaft und dem klaren Wasser geprägt ist, stellt der Algenschleim eine Herausforderung dar, die sowohl die Urlauber als auch die Einheimischen betrifft. Die Diskussion über die Ursachen und die langfristigen Auswirkungen dieses Phänomens wird sicherlich weitergehen, während die betroffenen Regionen versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen und die touristischen Attraktivität zu bewahren.
