Estlands Bildungsministerin Kristina Kallas hat in einem Interview betont, dass TikTok und andere soziale Medien auch positive Aspekte für Kinder haben können. In einer Zeit, in der die Bildschirmzeit von Kindern oft kritisch betrachtet wird, hebt Kallas hervor, dass Plattformen wie TikTok nicht nur Unterhaltungswert bieten, sondern auch als Lernwerkzeuge fungieren können.
Kallas erklärt, dass TikTok als Plattform für kreative Ausdrucksformen dient, die Kinder und Jugendliche ermutigt, ihre Meinungen zu teilen und sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen. Dies fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch kritisches Denken und digitale Kompetenzen, die in der heutigen Gesellschaft unerlässlich sind. Sie betont, dass Kinder durch die Nutzung solcher Plattformen lernen können, Informationen zu filtern und zu bewerten.
Ein weiterer positiver Aspekt, den Kallas hervorhebt, ist die Möglichkeit der sozialen Interaktion. TikTok ermöglicht es Kindern, mit Gleichaltrigen zu kommunizieren und eine Gemeinschaft zu bilden, die über geografische Grenzen hinweg besteht. Diese Interaktionen können das Gefühl der Zugehörigkeit stärken und den Austausch von Ideen fördern.
Die Ministerin weist jedoch darauf hin, dass die Verantwortung für die Nutzung solcher Plattformen auch bei den Eltern liegt. Sie empfiehlt, dass Eltern aktiv in die Online-Aktivitäten ihrer Kinder einbezogen werden sollten. Dies könnte durch gemeinsame Aktivitäten, wie das Erstellen von Inhalten oder das Diskutieren von Videos, geschehen. Solche Maßnahmen können dazu beitragen, dass Kinder sicherer und informierter mit digitalen Medien umgehen.
Estland hat sich in den letzten Jahren als Vorreiter im Bildungsbereich etabliert, insbesondere im Hinblick auf die Ergebnisse der PISA-Studie. Kallas führt die Erfolge des estnischen Bildungssystems auf eine Kombination aus engagierten Lehrern, involvierten Eltern und einer starken Bildungskultur zurück. Bildung wird in Estland als Schlüssel zu sozialem und wirtschaftlichem Fortschritt angesehen.
Kallas zieht einen Vergleich zwischen dem estnischen und dem deutschen Bildungssystem und identifiziert einige Herausforderungen, mit denen Deutschland konfrontiert ist. Sie betont die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern. In Deutschland, so Kallas, gibt es oft eine Trennung zwischen diesen beiden Akteuren, was sich negativ auf die Lernumgebung auswirken kann.
Ein weiterer Punkt, den Kallas anspricht, ist die frühkindliche Bildung. In Estland haben nahezu alle Kinder im Vorschulalter Zugang zu qualitativ hochwertiger Betreuung. Kallas hebt hervor, dass diese frühen Jahre entscheidend für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten sind, die den Kindern in ihrer späteren schulischen Laufbahn zugutekommen.
In ihrem Interview fasst Kristina Kallas zusammen, dass Plattformen wie TikTok, wenn sie verantwortungsbewusst genutzt werden, wertvolle Werkzeuge für das Lernen und die persönliche Entwicklung von Kindern sein können. Sie fordert eine offene Diskussion über die Rolle von sozialen Medien in der Bildung und betont die Notwendigkeit, Eltern, Lehrer und Kinder in diesen Prozess einzubeziehen. Estland wird weiterhin an der Spitze des Bildungsbereichs stehen, indem es innovative Ansätze verfolgt und die positiven Aspekte digitaler Medien in den Bildungsprozess integriert.
