Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen. Während viele auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat hoffen, zeigt eine aktuelle Umfrage des Münchner Ifo-Instituts einen besorgniserregenden Trend: Fast ein Viertel der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Europa plant langfristig nicht mehr in die Ukraine zurückzukehren.
Die Umfrage, die im Juni vergangenen Jahres unter ukrainischen Geflüchteten durchgeführt wurde, ergab, dass 25 Prozent der Befragten eine dauerhafte Niederlassung im Ausland anstreben. Demgegenüber gab ein gutes Drittel (35 Prozent) an, in die Ukraine zurückkehren zu wollen, sobald die Sicherheitslage dies zulasse. Lediglich vier Prozent planten eine baldige Rückkehr, unabhängig von der Situation vor Ort.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass zwar nach wie vor viele der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in ihr Land zurückkehren möchten, allerdings ist für die überwiegende Mehrheit der Verlauf des Krieges ein entscheidender Faktor", erklärte Ifo-Migrationsforscherin Yvonne Giesing. Je länger der Krieg andauere, desto mehr Geflüchtete könnten sich eine Zukunft außerhalb der Ukraine vorstellen.
Diese Beobachtung wird durch die Ergebnisse der Studie untermauert: Während kurz nach Beginn des Krieges nur zehn Prozent der Befragten eine dauerhafte Emigration in Erwägung zogen, stieg dieser Anteil bis Ende 2023 um durchschnittlich 1,6 Prozentpunkte pro 100 Tage.
Die Gründe für den Rückgang der Rückkehrbereitschaft sind vielfältig. Neben der unsicheren Sicherheitslage spielen auch die schwierige wirtschaftliche Situation in der Ukraine sowie die gewachsene Integration in den Aufnahmegesellschaften eine Rolle. Viele Geflüchtete haben im Ausland Arbeit gefunden, ihre Kinder besuchen dort die Schule und sie haben neue soziale Kontakte geknüpft.
Die Entscheidung, ob und wann man in die Heimat zurückkehrt, ist für die ukrainischen Geflüchteten eine sehr persönliche und von vielen Faktoren abhängige Entscheidung. Die Ergebnisse der Ifo-Studie zeigen jedoch deutlich, dass der Krieg langfristige Auswirkungen auf die Migrationsbewegungen haben wird und viele Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Zukunft nicht mehr in ihrem Heimatland sehen.
Die Studie des Ifo-Instituts unterstreicht die Bedeutung von Integrationsmaßnahmen in den Aufnahmeländern, um den Geflüchteten eine langfristige Perspektive zu bieten. Gleichzeitig muss die internationale Gemeinschaft alles daransetzen, den Krieg in der Ukraine zu beenden und den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen, um den Geflüchteten eine Rückkehr in eine sichere und friedliche Heimat zu ermöglichen.
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