Das Bild des Gladiators als muskelbepackter Kämpfer, der sich in der Arena mit Stärke und Geschicklichkeit beweist, ist in der Populärkultur weit verbreitet. Doch die Realität der gladiatorischen Ernährung sah wohl anders aus. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Gladiatoren sich hauptsächlich vegetarisch ernährten.
Auf einem Gladiatorenfriedhof in der Nähe von Ephesos, der 1993 entdeckt wurde, fanden Wissenschaftler die sterblichen Überreste von 68 Männern, die vermutlich als Gladiatoren ihr Leben ließen. Eine chemische Analyse der Knochen ergab einen hohen Strontiumgehalt, der doppelt so hoch war wie bei der durchschnittlichen Bevölkerung von Ephesos. Dies deutet, wie National Geographic berichtet, auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung hin, bestehend aus Getreide, Bohnen und getrockneten Früchten. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere bezeichnete Gladiatoren sogar als hordearii - Getreide- oder Körnerfresser.
Diese Ernährungsweise, reich an Kohlenhydraten und Ballaststoffen, mag auf den ersten Blick überraschen. Doch wie Christian Eckert in seinem "Gladiatoren Kochbuch" erläutert, war diese Kost nicht nur günstig und sättigend, sondern bot auch Vorteile im Kampf. Das durch die kohlenhydratreiche Ernährung angelegte Körperfett diente als Schutzschicht vor Verletzungen durch Stich- und Schnittwunden. Eckert führte, wie der Wochenspiegel berichtet, ein Experiment mit Studenten der Universität Regensburg durch, bei dem die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum nach gladiatorischer Art lebten und trainierten. Dabei zeigte sich, dass die antike Ernährungsweise der modernen Sporternährung durchaus ebenbürtig sein kann.
Der hohe Strontiumgehalt in den Knochen der Gladiatoren lässt zudem auf den Konsum eines "Aschetrunks" schließen. Dieser Trank, bestehend aus Essig, Holz- und Knochenasche, diente vermutlich als isotonisches Getränk und sollte den Kalziummangel ausgleichen, der durch die pflanzliche Ernährung entstehen konnte. Wie das Deutsche Kampfsportmuseum in seinem Blogbeitrag zur gladiatorischen Ernährung ausführt, wird dieser Aschetrunk auch in der römischen Literatur erwähnt und soll schmerzlindernde Wirkung gehabt haben.
Obwohl Gladiatoren möglicherweise nicht das Bild des durchtrainierten Muskelprotzes erfüllten, das wir heute oft vor Augen haben, waren sie dennoch fit und stark. Die Knochendichte der Gladiatoren von Ephesos entsprach laut National Geographic der von professionellen Athleten. Die Kombination aus pflanzlicher Kost, Aschetrunk und intensivem Training ermöglichte es ihnen, die Strapazen des Kampfsports zu bewältigen.
Die Vorstellung von dicken Gladiatoren, wie sie in einigen Medienberichten kursiert, ist laut dem Deutschen Kampfsportmuseum jedoch irreführend. Die These des subkutanen Fetts als Schutz vor Verletzungen wird dort kritisch hinterfragt. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass die Ernährung der Gladiatoren weitestgehend vegetarisch war und sich von dem unterschied, was man lange Zeit angenommen hatte.
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