19.10.2024
Ermittlungen nach dem Untergang der Luxusjacht Bayesian in vollem Gange

Untergang der Bayesian: Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet

Nach dem tragischen Untergang der Luxusjacht "Bayesian" vor der Küste Siziliens hat die italienische Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die genauen Umstände des Unglücks zu klären, bei dem sieben Menschen, darunter der britische Milliardär Mike Lynch, ihr Leben verloren. Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, ob die Crew möglicherweise die Gefahr eines aufziehenden Sturms unterschätzt hat.

Das Unglück ereignete sich am Montag, als die "Bayesian" bei extremen Wetterbedingungen in der Nähe der italienischen Mittelmeerinsel sank. Insgesamt waren 22 Personen an Bord, von denen 15 gerettet werden konnten. Die Bergungsarbeiten der Leichname der Verstorbenen sind mittlerweile abgeschlossen, wobei die Leiche von Lynchs Tochter, Hannah, die letzte war, die aus dem Wrack geborgen wurde.

Staatsanwalt Raffaele Cammarano erklärte in einer Pressekonferenz, dass die Ermittlungen derzeit nicht gegen eine bestimmte Person gerichtet sind, jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass im Verlauf der Untersuchungen namentliche Beschuldigungen erhoben werden. Die Staatsanwaltschaft hat bereits den Kapitän James Cutfield sowie die überlebenden Crewmitglieder befragt, die sich als äußerst kooperativ zeigten.

Ursache des Unglücks

Die Ermittler haben festgestellt, dass die "Bayesian" frühmorgens während eines Sturms mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde von einer Fallböe getroffen wurde. Fallböen sind plötzliche, starke Windstöße, die durch kalte Luft, die in einem Gewitter nach unten fällt, entstehen. Diese können erhebliche Schäden anrichten und sind oft schwer vorhersehbar. Staatsanwalt Cammarano beschrieb das Ereignis als abrupt und unerwartet, wies jedoch darauf hin, dass andere Kapitäne in der Region ihre Boote rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.

Die genaue Ursache des Untergangs ist noch unklar. Experten rätseln, warum ein so großes und modernes Schiff wie die "Bayesian" innerhalb weniger Minuten sank. Giovanni Costantino, der Chef des Mutterkonzerns Italia Sea Group, äußerte in einem Interview, dass eine Reihe von "unbeschreiblichen, unvernünftigen Fehlern" der Crew zu dem Unglück geführt haben könnten. Insbesondere wird untersucht, ob Luken und Türen, die bei einem Sturm geschlossen sein sollten, offen waren.

Bergung der Jacht

Die Bergung der "Bayesian", die sich etwa einen Kilometer vor dem Hafen von Porticello in 50 Metern Tiefe befindet, könnte mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Die Staatsanwaltschaft erwartet, dass die Bergung wichtige Informationen über den Unfallhergang liefern wird. Ein Ingenieur, der an der Bergung des gesunkenen Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" beteiligt war, schätzte die Kosten für die Bergung der "Bayesian" auf bis zu 15 Millionen Euro.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ermittlungen ist die sogenannte Blackbox der Jacht, die noch nicht gefunden wurde. Diese könnte entscheidende Hinweise darauf geben, was am Tag des Unglücks geschehen ist. Die Staatsanwaltschaft hat erklärt, dass sie die Bergung des Schiffs abwarten möchte, bevor sie die Ermittlungen ausweitet.

Reaktionen und Trauer

Die Tragödie hat in der Öffentlichkeit große Betroffenheit ausgelöst. Die Familie von Mike Lynch hat sich in einer emotionalen Mitteilung von seiner Tochter Hannah verabschiedet, die als "kleiner Engel" beschrieben wurde. Es wird vermutet, dass die Todesopfer möglicherweise in ihren Kabinen überrascht wurden und sich nicht mehr befreien konnten. Berichten zufolge fand am Vorabend des Unglücks eine Feier an Bord statt, was die Situation möglicherweise verschärft hat.

Die italienische Küstenwache und andere Rettungskräfte haben umfangreiche Such- und Bergungsoperationen durchgeführt, die durch die schwierigen Wetterbedingungen erschwert wurden. Die Ermittlungen sind noch im Gange, und die Behörden sind bestrebt, die genauen Umstände des Unglücks zu klären und mögliche Verantwortlichkeiten festzustellen.

Insgesamt bleibt abzuwarten, welche weiteren Erkenntnisse die Ermittlungen bringen werden und ob es zu rechtlichen Konsequenzen für die beteiligten Personen kommen wird. Die Tragödie des Untergangs der "Bayesian" wirft viele Fragen auf, die möglicherweise noch lange nach dem Unglück beantwortet werden müssen.

Quellen: FAZ, Tagesschau, WiWo.

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