Die Verlagerung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) deutscher Unternehmen ins Ausland ist ein zunehmendes Phänomen, das in den letzten Jahren verstärkt diskutiert wird. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, verlagern immer mehr Unternehmen Teile ihrer Forschung in andere Länder. Dies wirft Fragen nach den Gründen und Auswirkungen dieser Entwicklung auf.
Laut einer Analyse des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) gibt es verschiedene Motive für Unternehmen, FuE-Aktivitäten ins Ausland zu verlagern:
Wie eine Studie des Instituts für Siedlungs- und Wohnungswesen der Universität Münster zeigt, spielen dabei nicht nur Kostengründe eine Rolle. Vielmehr geht es Unternehmen oft darum, durch die Präsenz vor Ort neue Technologien und Innovationen zu erschließen.
Die Verlagerung von FuE-Aktivitäten wird teilweise kritisch gesehen. Der BDI-Vorsitzende warnt laut FAZ vor negativen Folgen für den Innovationsstandort Deutschland. Allerdings zeigen Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dass die Internationalisierung von Forschung und Entwicklung nicht zwangsläufig zu Lasten des Heimatstandorts geht.
Wie das DIW berichtet, profitieren viele Unternehmen von der globalen Vernetzung ihrer FuE-Aktivitäten. Durch den Wissenstransfer zwischen den Standorten können Innovationen schneller vorangetrieben werden. Zudem bleiben die Kernkompetenzen oft in Deutschland erhalten.
Interessant sind die Unterschiede zwischen großen Konzernen und mittelständischen Unternehmen. Wie eine Studie der Universität Süddänemark zeigt, wirken sich Forschungsverlagerungen bei kleineren Firmen tendenziell negativer auf die Innovationskraft aus. Große Unternehmen können die organisatorischen Herausforderungen offenbar besser bewältigen.
Der Studie zufolge reagieren insbesondere Produkt- und Prozessinnovationen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) negativ auf Verlagerungen ins Ausland. Bei Großunternehmen mit mehr als 300 Mitarbeitern wurden dagegen positive Effekte beobachtet.
Die Internationalisierung von Forschung und Entwicklung ist ein komplexes Phänomen mit Chancen und Risiken. Während einige Experten vor einer Schwächung des Innovationsstandorts Deutschland warnen, sehen andere darin Chancen für die globale Wettbewerbsfähigkeit. Entscheidend wird sein, wie gut es gelingt, die Vorteile internationaler Vernetzung zu nutzen und gleichzeitig die Innovationskraft am Heimatstandort zu erhalten.
Für die Zukunft erwarten Fachleute eine weitere Zunahme von FuE-Verlagerungen. Umso wichtiger wird es, die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in Deutschland weiter zu verbessern. Nur so kann der Standort im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe bestehen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen-verlagern-forschung-ins-ausland-110244963.html https://link.springer.com/article/10.1007/s10273-008-0832-4 https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10273-021-2959-5.pdf https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10843-023-00326-5.pdf