18.10.2024
Fußballsicherheit im Spannungsfeld: Dialog oder Drohkulisse in München

Sicherheitsgipfel in München: Zwischen Dialog und Drohkulisse - der Fußball im Spannungsfeld von Sicherheit und Fankultur

Der Sicherheitsgipfel im Fußball in München wirft seine Schatten voraus. Am Freitag, den 18. Oktober 2024, treffen sich hochrangige Politiker und Funktionäre des Deutschen Fußball Bundes (DFB) sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL) in der bayerischen Landeshauptstadt, um über die drängendsten Fragen rund um die Sicherheit in und um die Stadien zu beraten. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in seiner Funktion als Vorsitzender der Innenministerkonferenz zu dem Gipfel geladen.

Im Fokus der Gespräche stehen die Themen Gewalt und Pyrotechnik, die in den vergangenen Monaten wieder verstärkt für Schlagzeilen sorgten. Neben konstruktiven Lösungsansätzen, die sowohl von Seiten der Politik als auch von den Fußballverbänden ins Spiel gebracht werden, sorgt vor allem die Rhetorik einiger Politiker für Missstimmung. So forderte Herrmann laut „F.A.Z.“ ein härteres Vorgehen gegen Vereine, deren Fans durch gewalttätiges Verhalten oder den Einsatz von Pyrotechnik auffallen.

Konkret brachte der CSU-Politiker Kollektivstrafen und Geisterspiele ins Spiel. Auch die Einführung von personalisierten Tickets, wie sie in einigen anderen europäischen Ländern bereits üblich sind, hält Herrmann für „sehr erwägenswert“, da dies „mancher potenziellen Täter abschrecken“ würde. Als letztes Mittel schloss er sogar Spielabbrüche nicht aus.

Diese Aussagen stoßen jedoch nicht nur bei den Fans, sondern auch bei Funktionären auf Kritik. DFL-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kritisierte die Wortwahl des bayerischen Innenministers und bezeichnete sie als „ein bisschen too much“.

Die DFL und der DFB setzen hingegen auf Dialog und Prävention. So wurden bereits im Vorfeld des Gipfels konkrete Maßnahmen erarbeitet, die zu mehr Sicherheit in den Stadien beitragen sollen. Dazu zählen unter anderem:

- die Erhöhung der Zahl der Fanbeauftragten - die Stärkung der Sozialarbeit - die Installation von Metalldetektoren an den Eingängen - die Weitergabe von Bildmaterial an die Vereine, um die Identifizierung von Tätern zu erleichtern

Besonders umstritten ist die Frage nach dem Umgang mit Pyrotechnik. Während die Politik hier ein hartes Durchgreifen fordert, plädieren die Verbände für eine differenzierte Betrachtung. Kollektivstrafen, die vom DFB-Sportgericht seit 2017 nicht mehr verhängt werden, sollen auch weiterhin tabu sein.

Für Empörung sorgt die Tatsache, dass die Fans bei dem Gipfel in München nicht vertreten sind. Der Dachverband der Fanhilfen kritisierte die Veranstaltung als „populistisch“ und befürchtet, dass „aufgrund der Zusammensetzung des Treffens ein sehr einseitiges Bild von der aktuellen Situation in und um die Stadien gezeichnet werden“ wird.

In einem offenen Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die ihre Teilnahme an dem Gipfel aufgrund von Beratungen im Bundestag kurzfristig absagte, forderte der Dachverband „Augenhöhe“ und kritisierte, dass „wieder einmal über und nicht mit den Fans gesprochen“ werde.

Tatsächlich zeigen die Statistiken, dass die Sicherheitslage in den deutschen Stadien in den vergangenen Jahren nicht dramatischer geworden ist. Laut NDR belief sich der Anteil der Verletzten in der Saison 2022/23 auf 0,00516 Prozent (1.176 bei 22,8 Millionen Zuschauern). Im Vergleich zur letzten Vor-Corona-Saison 2018/19 ist die Zahl der Verletzten somit nur minimal angestiegen.

Dennoch: Gewalt und Pyrotechnik im Fußball sind reale Probleme, die man nicht ignorieren darf. Der Sicherheitsgipfel in München ist daher ein wichtiger Schritt, um gemeinsam Lösungsansätze zu finden. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, die unterschiedlichen Positionen zu vereinen und einen Kompromiss zu finden, der sowohl die Sicherheit der Zuschauer als auch die Fankultur berücksichtigt.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/fussball-sicherheitsgipfel-in-muenchen-zu-pyrotechnik-und-gewalt-feuer-und-wasser-110053020.html
  • https://www.sportschau.de/regional/ndr/ndr-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zum-fussball-sicherheitsgipfel-100.html
  • https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/sicherheitsgipfel-fussball-stadien-pyrotechnik-polizei-100.html
  • https://www.radiobielefeld.de/sport/sportnachrichten/detailansicht/muenchen-sicherheit-im-stadion-darum-gehts-beim-gipfel-in-muenchen.html
  • https://www.ndr.de/index.html
Weitere
Artikel