20.10.2024
Israelische Angriffe und Wasserknappheit im Libanon

Das israelische Militär hat in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut nach eigenen Angaben eine Geheimdienstzentrale der Hisbollah angegriffen. Außerdem sei eine unterirdische Waffenfabrik attackiert worden, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Es seien zuvor Schritte unternommen worden, um Schaden an Zivilisten zu verringern, hieß es. Zu möglichen Opferzahlen gab es zunächst keine Angaben. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, zeigte ein von der Armee auf der Plattform X verbreitetes Video des Luftangriffs das Bombardement eines allem Anschein nach mehrstöckigen Hauses.

Im Süden des Libanons sei derweil ein ranghoher Hisbollah-Kommandeur getötet worden, teilte die Armee mit. Er sei für mehrere Angriffe auf Israel verantwortlich gewesen und habe Gefechte im grenznahen Gebiet Bint Dschubail befehligt. Das Militär habe zudem einen Kommunikationsexperten und den Chef einer Einheit zur Waffenherstellung der Schiitenmiliz getötet. 

Durch den Krieg im Nahen Osten wird die Wasserversorgung im Libanon zunehmend erschwert. Nach Problemen bei der Versorgung mit sauberem Wasser für Vertriebene berichtet nun auch die UN-Beobachtermission UNIFIL im Land von Wasserknappheit bei ihren Truppen. Diesen sei im Ort Mais al-Dschabal nahe der israelischen Grenze nach Wochen ohne Nachschub das Wasser ausgegangen, teilte Unifil mit. 

Weil Straßen in der Gegend gesperrt seien, hätten UN-Truppen an diesem Posten zuletzt vor drei Wochen eine Wasserlieferung erhalten. Zugang zu Positionen in dieser Gegend sei „schwierig“.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef berichtete, dass in dem Konflikt mindestens 28 Wasseranlagen beschädigt worden seien, wodurch die Wasserversorgung von 360.000 Menschen vor allem im Süden betroffen sei. „Die anhaltenden Bombardierungen stören wichtige Wasser- und Sanitärdienste im gesamten Libanon, wodurch die Gefahr von Cholera-Ausbrüchen steigt“, teilte Unicef mit. Dabei seien vor allem kleine Kinder gefährdet. Helfer verteilen deshalb soweit möglich Sets zur Desinfektion und Wasserreinigungstabletten.

Israels Armee hat die Einwohner von zwei Stadtteilen im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut zur sofortigen Evakuierung aufgerufen. Die „dringende Warnung“ für die Stadtteile Haret Hreik und Hadath veröffentlichte der israelische Militärsprecher Avichay Adraee am Sonntagmorgen auf Arabisch bei Telegram. „Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen (...) der Hisbollah, die in naher Zukunft von den Verteidigungskräften ins Visier genommen werden“, fügte der Militärsprecher hinzu. 

Er forderte die Bewohner auf, sich „mindestens 500 Meter“ von diesen Zielen entfernt in Sicherheit zu bringen. Der Beitrag war mit zwei Karten versehen, auf denen die betroffenen Orte markiert waren.

In den vergangenen Tagen hatte die israelische Armee vor ihren Luftangriffen bereits mehrfach zu Evakuierungen in verschiedenen Teilen des Landes aufgerufen.

Dutzende Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei einem israelischen Luftangriff im Norden des Gazastreifens getötet worden. Dabei sei ein Wohnkomplex im Ort Beit Lahia zerstört worden, in dem sich Zivilisten befunden hätten, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Beit Lahia liegt nordöstlich von Dschabalia, wo es derzeit auch heftige Kämpfe gibt. 

Wafa gab die Zahl der Toten am Samstagabend mit mindestens 73 an, zahlreiche Menschen seien zudem verletzt worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Die israelischen Streitkräfte äußerten sich bisher nicht zu dem Bericht.

Anwohner und Mediziner hatten berichtet, die israelischen Streitkräfte hätten die Belagerung des Lagers Jabalia verschärft. Sie hätten Panzer in die nahe gelegenen Orte Beit Hanoun und Beit Lahia geschockt und Evakuierungsbefehle an die Bewohner erteilt. Israelische Beamte erklärten, diese zielten darauf ab, Hamas-Kämpfer von der Zivilbevölkerung zu trennen. Anwohner und Mediziner berichteten, die Israelis bombardierten Häuser und belagerten Krankenhäuser, um die Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln zu verhindern und die Menschen zum Verlassen des Lagers zu zwingen. Bei medizinischem Personal hieß es, man habe den Befehl der Israelis verweigert, eine Klinik zu evakuieren oder die Patienten, von denen viele in einem kritischen Zustand seien, unbeaufsichtigt zu lassen.

- FAZ: https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/liveticker-zum-krieg-in-nahost-netanjahu-kuendigt-vergeltung-fuer-angriff-auf-sein-haus-an-faz-19972506.html
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