19.10.2024
Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland: Rekordzahlen und neue Herausforderungen

Handel: Lebensmittelhändler knacken Rekord - dennoch Umsatz-Minus

Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland hat im Jahr 2023 einen bemerkenswerten Umsatzrekord erzielt. Erstmals wurde die Marke von 200 Milliarden Euro überschritten, was nominal einem Anstieg von nahezu fünf Prozent auf 204,5 Milliarden Euro entspricht. Diese Zahlen stammen aus einer aktuellen Analyse des Handelsforschungsinstituts EHI. Trotz dieses nominalen Umsatzwachstums ist jedoch ein reales Umsatzminus zu verzeichnen, wenn man die Preissteigerungen berücksichtigt. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Preise für Nahrungsmittel im vergangenen Jahr um mehr als 12 Prozent.

Die größten nominalen Umsatzgewinne wurden von Lebensmitteldiscountern wie Aldi und Lidl erzielt, die einen Anstieg von fast sieben Prozent verzeichnen konnten. Marco Atzberger, ein Experte des EHI, erklärt, dass die wirtschaftlich angespannten Bedingungen die Deutschen dazu veranlasst haben, verstärkt auf die Preisversprechen dieser Discounter zu setzen. Die wechselnden Krisen, die durch geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten geprägt sind, haben das Einkaufsverhalten der Verbraucher erheblich beeinflusst.

Während die Discounter, die etwa 46 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland ausmachen, stark zulegen konnten, fiel das Umsatzwachstum der Supermärkte, zu denen Ketten wie Edeka und Rewe gehören, mit etwas mehr als 4 Prozent eher bescheiden aus. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Verschiebung im Einkaufsverhalten der Verbraucher, die zunehmend auf günstigere Alternativen setzen.

Die Struktur des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland zeigt, dass Discounter und Supermärkte die dominierenden Akteure sind. Die Discounter machen fast die Hälfte des Marktes aus, während Supermärkte etwa 42 Prozent ausmachen. Der verbleibende Anteil entfällt auf SB-Warenhäuser und kleinere Lebensmittelgeschäfte. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland laut EHI rund 36.858 Lebensmittelgeschäfte, was einen Rückgang von fünf Prozent im Vergleich zu 2013 darstellt. Die Anzahl der Discounter liegt bei etwa 16.000, während mehr als 12.200 Supermärkte gezählt wurden.

Die aktuellen Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel werfen Fragen zur Zukunft des Sektors auf. Die steigenden Preise und das veränderte Einkaufsverhalten der Verbraucher könnten langfristige Auswirkungen auf die Marktstruktur und die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Anbieter haben. Insbesondere die Discounter scheinen von der aktuellen Situation zu profitieren, während traditionelle Supermärkte sich anpassen müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Die Herausforderungen, vor denen der Lebensmitteleinzelhandel steht, sind vielfältig. Neben den Preissteigerungen müssen Händler auch mit den Folgen der COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Veränderungen im Konsumverhalten umgehen. Viele Verbraucher haben während der Pandemie ihre Einkaufsgewohnheiten geändert, was zu einem Anstieg des Online-Handels und einer verstärkten Nachfrage nach frischen Lebensmitteln geführt hat. Diese Trends könnten die zukünftige Ausrichtung des Handels stark beeinflussen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland zwar einen Rekordumsatz erzielt hat, jedoch die realen Erlöse aufgrund der Preissteigerungen gesunken sind. Die Discounter haben in diesem Kontext eine herausragende Stellung eingenommen, während Supermärkte vor der Herausforderung stehen, ihre Marktanteile zu verteidigen und sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich der Markt weiterentwickelt und welche Strategien die einzelnen Händler verfolgen werden, um den Herausforderungen zu begegnen.

Quellen: dpa, Handelsforschungsinstitut EHI, Statistisches Bundesamt.

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