Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der FDP, ist bekannt für seine rhetorischen Fähigkeiten. Wie Reiner Burger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am 16.11.2024 beschreibt, versteht es Lindner, selbst in schwierigen Situationen die öffentliche Wahrnehmung zu seinen Gunsten zu lenken. Dies zeigt sich besonders deutlich nach dem Bruch der Ampel-Koalition. Obwohl Kanzler Scholz Lindner öffentlich scharf angriff und ihm die Alleinschuld am Scheitern der Koalition gab, präsentierte sich Lindner in der Folge als Opfer und sprach von einem neuen „Momentum“ für seine Partei. Die FAZ analysiert Lindners Rhetorik als eine Art „Entfesselungskunst“, die es ihm ermöglicht, Niederlagen als Erfolge zu verkaufen.
Die Fähigkeit, selbst in Niederlagen positive Aspekte zu finden, zieht sich durch Lindners politische Karriere. So auch nach dem Scheitern seines Start-ups in der New Economy, wie die taz am 02.02.2015 berichtete. Lindner nutzt diese Erfahrung, um sich als jemand zu präsentieren, der wagt und auch aus Misserfolgen lernt. Diese Erzählung vom risikobereiten Unternehmer, der nicht aufgibt, spiegelt sich auch in seiner politischen Rhetorik wider.
Die Reaktionen innerhalb der FDP auf Lindners Krisenmanagement sind gemischt. Während einige seiner Strategie folgen und den Fokus auf die zukünftigen Chancen der Partei legen, äußern andere, wie Konstantin Kuhle, laut Zeit Online am 24. September 2024, Bedenken hinsichtlich der Rhetorik des Parteichefs. Kuhle warnt davor, „leichtfertig oder spielerisch“ mit dem Ende der Koalition umzugehen und betont die Notwendigkeit, verantwortungsvoll zu handeln.
Lindners rhetorisches Geschick wird auch von Experten analysiert. Dirk W. Eilert, Experte für nonverbale Kommunikation, vergleicht Lindners Reaktionen in einer Landtagsdebatte in Nordrhein-Westfalen mit denen von Barack Obama, wie die Welt am 02.02.2015 berichtete. Eilert attestiert Lindner ein souveränes Auftreten und die Fähigkeit, persönliche Angriffe in politische Botschaften umzuwandeln.
Der Spiegel berichtete am 10.11.2024 über die Kritik des ehemaligen FDP-Kampagnenchefs Christian Labonté an Lindner. Labonté bezweifelt, dass Lindner die FDP erfolgreich neu aufstellen kann und schlägt Marie-Agnes Strack-Zimmermann als Alternative vor. Er kritisiert Lindners Rhetorik als zu ambitioniert und wenig glaubwürdig im Vergleich zur tatsächlichen Regierungspolitik der FDP.
Die Frage, ob Lindners Rhetorik langfristig erfolgreich ist, bleibt offen. Die Neuwahlen zum Bundestag, die laut dpa-Meldung vom 16.11.2024 für Februar geplant sind, werden zeigen, ob die Wähler seine Darstellung der Ereignisse akzeptieren und ob die FDP gestärkt aus der Krise hervorgehen kann. Die logistischen Herausforderungen der vorgezogenen Neuwahl, wie die Suche nach Wahlhelfern und die Organisation der Wahlunterlagen, werden ebenfalls eine Rolle spielen, wie die dpa in ihrer Meldung vom 16.11.2024 beschreibt.
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