6.2.2025
Mindestlohn: Auswirkungen auf den deutschen Niedriglohnsektor
Einfluss des Mindestlohns auf den Niedriglohnsektor in Deutschland

Einfluss des Mindestlohns auf den Niedriglohnsektor in Deutschland

Der Mindestlohn in Deutschland, eingeführt im Jahr 2015, hat nachweislich den Niedriglohnsektor beeinflusst. Wie die F.A.Z. am 06.02.2025 berichtete, ist die Anzahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Im April 2014, vor Einführung des Mindestlohns, zählte das Statistische Bundesamt 7,6 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor (damals definiert als unter 10 Euro brutto pro Stunde). Im April 2024 waren es nur noch 6,3 Millionen Beschäftigte, die weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenlohns verdienten.

Ein wichtiger Faktor für diesen Rückgang ist laut Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), wie von der F.A.Z. wiedergegeben, die schrittweise Anhebung des Mindestlohns. Auch die Lohnpolitik der Gewerkschaften, die verstärkt Mindestzahlungen für untere Lohngruppen fordert, spielt eine Rolle. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) betont zudem sogenannte „Spillover-Effekte“: Um das Lohngefüge in den Betrieben zu erhalten, haben viele Unternehmen auch Löhne, die knapp über dem Mindestlohn lagen, angehoben. Wie die F.A.Z. weiterhin berichtet, besteht laut IAB Konsens darüber, dass negative Beschäftigungseffekte durch die Mindestlohneinführung ausgeblieben oder nur gering ausgefallen sind. Auch die außerplanmäßige Erhöhung von 10,45 Euro auf 12 Euro habe keine substanziellen Beschäftigungsverluste verursacht.

Der Mindestlohn hat auch Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Gering- und Besserverdienern. Wie die F.A.Z. berichtet, verdienten Besserverdiener (definiert als die oberen zehn Prozent der Lohnskala) 2014 noch das 3,48-fache der Geringverdiener (die unteren zehn Prozent). Dieser Faktor ist mittlerweile auf 3 gesunken. Grabka erklärt dies mit dem überproportionalen Anstieg der unteren Einkommensgruppe.

Eine Studie von Sebastian Schmitz, veröffentlicht im German Economic Review und referenziert auf Refubium, untersucht ebenfalls die Auswirkungen des Mindestlohns. Schmitz kommt zu dem Ergebnis, dass der Mindestlohn einen erheblichen negativen Effekt auf geringfügige Beschäftigung hatte, während es Hinweise auf einen leichten Rückgang regulärer Beschäftigung gibt. Bezüglich der Sozialhilfeempfänger stellte Schmitz fest, dass die Zahl der arbeitenden Sozialhilfeempfänger sank, wobei etwa die Hälfte aufgrund des Mindestlohns die Sozialhilfe nicht mehr benötigte.

Trotz des Rückgangs wird der Niedriglohnsektor oft kritisch betrachtet. Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), dessen Forschung von der F.A.Z. zitiert wurde, betont die Bedeutung des Niedriglohnsektors für den Berufseinstieg und den sozialen Aufstieg. Seiner Untersuchung zufolge reduziert die Aufnahme einer Niedriglohnbeschäftigung das Armutsrisiko dauerhaft. Schäfer plädiert dafür, den Aufstieg in höhere Lohnsegmente durch Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu fördern. Grabka stimmt zu, dass der heutige Niedriglohnsektor im internationalen Vergleich unauffällig ist, merkt aber an, dass viele Beschäftigte, insbesondere ältere Minijobber, im Niedriglohnsegment verharren.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/lohnschere-schliesst-sich-weniger-jobs-im-niedriglohnsektor-durch-mindestlohn-110280292.html
  • https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/22078
  • https://www.degruyter.com/document/doi/10.1111/geer.12196/html
  • https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0959680117718661
Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von ki erstellt.
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