19.10.2024
Münchner Konzerthaus: Neue Entwicklungen und Zukunftsperspektiven

Münchner Konzerthaus-Planung: Ob dort jemals gebaut wird?

Neues vom geplanten Konzerthaus im Münchner Werksviertel: Was „unter drei“ bedeutet, kümmert einige Münchner Zeitungen nicht. Der Unternehmer Werner Eckart jedenfalls wird nach einem Hintergrundgespräch ausführlich zitiert und ist jetzt wütend. Aber wie geht es weiter?

Als die Bayerische Staatsregierung vor vier Wochen die bisherigen Pläne für das Konzerthaus im Münchner Werksviertel kippte, war trotz der angepeilten Halbierung der Kosten, einer Verzögerung von zehn bis zwölf Jahren und bis dahin doch wieder steigender Kosten die Erleichterung spürbar – dann eben kleiner, andere Fassade, Hauptsache, es wird gebaut. Zu groß war die Befürchtung während der von Ministerpräsident Söder verordneten „Denkpause“ geworden, dass gar nicht gebaut würde. Ganz Bavarien befriedet? Ein Widerstandsnest gibt es, und zwar an Ort und Stelle selbst, im Werksviertel. Das gehört dem Pfanni-Erben Werner Eckart. Er entwickelt das Gelände, und er ist nicht erfreut über den Neuplanungsbeschluss.

Um das zu kommunizieren, luden Eckart und sein Geschäftsführer Timo Schneckenburger vergangene Woche eine Handvoll Journalisten zum Hintergrundgespräch, darunter auch den Autor dieser Zeilen, in die Zentrale seiner Firma Otec – mit Panoramablick auf Ostbahnhof und Werksviertel. Hier soll das Konzerthaus als ikonisches Ankergebäude stehen, in einem Areal mit Mischnutzung, auch als Geste des Münchners Werner Eckart gegenüber seiner Heimat. Wäre es ihm um Gewinnmaximierung gegangen, an Bewerbern, die marktübliche Preise zahlen müssten, fehlt es offenkundig nicht. Stattdessen: ein Erbpachtvertrag mit dem Freistaat, der pro Jahr 600.000 Euro Pachtzins zahlt. Peanuts.

Man hätte längst beginnen können

Das Hintergrundgespräch war als „unter drei“ ausgewiesen, das bedeutet unter Journalisten, dass daraus weder zitiert noch der Urheber genannt werden darf. Das muss zuerst dem „Münchner Merkur“ entfallen sein und danach der „Süddeutschen Zeitung“, die ihren Artikel mit „Klagedrohung zum Konzerthaus“ überschrieb. Die Firma Otec bleibt bis auf Weiteres dabei, keine Zitate freigeben zu wollen. Der Unternehmer Eckart, ein jovialer Altbayer, so viel darf man hintergründig verraten, ist wütend und entsetzt. Zu dieser Gefühlslage mag beitragen, dass es im Oktober 2023, nach der Landtagswahl, eine ganztägige Präsentation der Planung gab, die bis dahin 35 Millionen Euro verschlungen hatte. Öffentlich gemacht wurde diese Präsentation nie, vielleicht weil an ihrem Ende feststand: Alles ist bis ins Detail durchgeplant, dem Baubeginn steht nichts im Weg. Acht Monate später wird das Projekt politisch gekippt. Eckart denkt nach, wie er mit diesem „Vertragsbruch“ umgehen soll.

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Zwei Varianten sind in Prüfung. Erstens: Die Otec meint, den am 2. Dezember 2016 geschlossenen Erbbaurechtsvertrag 2026 kündigen zu können, weil der Freistaat bis dahin seiner Pflicht nicht nachgekommen sein wird zu bauen. Zweitens: eine Klage gegen den Freistaat wegen Verzugs der Vertragserfüllung. Wie lange so ein Verfahren wohl dauern würde? Eckart glaubt nicht mehr daran, Bayern wolle überhaupt im Werksviertel bauen. Diese Einschätzung würde sich in die in Deutschland grassierende Haltung fügen, mit Kosten-Blendgranaten Symbolpolitik zu betreiben und darüber aufs Bauen zu vergessen.

Quelle: F.A.Z.

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Hannes Hintermeier

Feuilleton-Korrespondent für Bayern und Österreich.

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Neustart beim Konzerthaus: Droht nun eine Klage?

Stand:

12.07.2024, 16:21 Uhr

Von: Markus Thiel

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Diese Planung ist Geschichte: Das Konzerthaus im Münchner Werksviertel sollte nach den Entwürfen des Büros Cukrowicz/Nachbaur realisiert werden. © klaus haag

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