Der Telekommunikationsriese Vodafone verzeichnet einen massiven Rückgang seiner Fernsehkunden. Wie die Zeit (Quelle) und die dpa berichten, hat das Unternehmen im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rund 2,2 Millionen TV-Kunden verloren. Damit sank die Gesamtzahl der Fernsehkunden auf 8,9 Millionen. Dieser Rückgang ist deutlich stärker als im ersten Quartal, in dem "nur" rund 0,7 Millionen Kunden abwanderten.
Hauptgrund für den Kundenschwund ist das Ende des sogenannten Nebenkostenprivilegs. Bis Ende Juni 2024 konnten Vermieter die Kosten für den Kabelanschluss über die Nebenkostenabrechnung auf ihre Mieter umlegen. Vodafone profitierte stark von dieser Regelung, da das Unternehmen – wie auch andere Medien berichten – zahlreiche Verträge mit großen Wohnungsgesellschaften abgeschlossen hatte. Mieter waren gezwungen, für das TV-Signal zu zahlen, selbst wenn sie es nicht nutzten oder alternative Empfangswege wie Satellit oder Internet-TV bevorzugten.
Mit dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs zum 1. Juli 2024 änderte sich die Situation grundlegend. Vodafone musste seine ehemaligen Mieter-Kunden nun aktiv als Direktkunden gewinnen. Dass dabei ein Teil der Kundschaft zur Konkurrenz abwandern würde, war absehbar. Wettbewerber wie die Deutsche Telekom mit MagentaTV oder Streaming-Anbieter wie Zattoo und waipu.tv nutzten die Gunst der Stunde und intensivierten ihre Werbemaßnahmen. Wie verschiedene Medien berichten, konnten diese Anbieter – im Gegensatz zu Vodafone – Kundenzuwächse verzeichnen.
Vodafone hatte vor einem Jahr noch 8,5 Millionen TV-Kunden, die vom Nebenkostenprivileg profitierten. Hinzu kamen Kunden, die in Eigenheimen wohnen oder deren Vermieter die TV-Kosten nicht über die Nebenkosten abrechneten. Von den 8,5 Millionen betroffenen Mietern will Vodafone – laut eigenen Angaben – die Hälfte halten. Im September 2024 lag die Zahl der gehaltenen Kunden bei rund vier Millionen. Vodafone-Deutschlandchef Marcel de Groot zeigte sich – wie die dpa berichtet – zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. Man befinde sich in einem Übergangsjahr mit den erwarteten Herausforderungen im Markt.
Für Vodafone dürfte der größte Teil der Kundenabwanderung nun vorüber sein. Es wird erwartet, dass die Zahl der TV-Kunden im nächsten Quartal nur noch geringfügig sinken wird. Die finanziellen Auswirkungen des Kundenverlusts sind jedoch erheblich. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 sank der Service-Umsatz von Vodafone Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (EBITDA AL) brach sogar um 9,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro ein. Davon sind – laut dpa – 8,2 Prozentpunkte direkt auf die Einbußen im Fernsehgeschäft zurückzuführen.
Die Entwicklung im deutschen Fernsehmarkt zeigt, dass sich die Sehgewohnheiten der Verbraucher ändern und das klassische Kabelfernsehen zunehmend an Bedeutung verliert. Streaming-Dienste und Internet-TV gewinnen an Popularität, während das lineare Fernsehen – insbesondere über Kabelanschluss – unter Druck gerät.
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