19.10.2024
Neuausrichtung der Landkrankenhäuser: Konzepte für die Zukunft in ländlichen Regionen

Landkrankenhäuser: Kammerpräsident fordert neue Konzepte für kleine Kliniken

In den ländlichen Regionen Deutschlands, die zunehmend von Bevölkerungsrückgang betroffen sind, wird die Notwendigkeit neuer Konzepte für kleine Krankenhäuser immer deutlicher. Hans-Jörg Bittrich, Präsident der Landesärztekammer Thüringen, äußerte sich in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur und betonte, dass die Zukunft dieser Einrichtungen nicht mehr ausschließlich auf der stationären Versorgung basieren kann. Stattdessen sei eine stärkere Integration mit der ambulanten Versorgung durch Hausärzte, Pflegedienste, Physiotherapeuten und Apotheken erforderlich.

Die Herausforderungen werden besonders deutlich durch die Schließung der Sternbach-Klinik in Schleiz, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten Insolvenz anmelden musste. Diese Schließung markiert die erste Insolvenz eines Landkrankenhauses in Thüringen und wirft Fragen zur künftigen Gesundheitsversorgung in der Region auf. Die Schließung betrifft nicht nur die 100-Betten-Klinik selbst, sondern auch die 190 Mitarbeiter, die dort beschäftigt sind.

Die Notwendigkeit sektorenübergreifender Versorgung

Bittrich betont, dass die Planung und Organisation einer sektorenübergreifenden Versorgung eine zentrale Aufgabe für die Zukunft ist. Dies erfordere eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Land, den Kommunen, den Vertretungen der niedergelassenen Ärzte sowie den Kliniken. Die Integration von ambulanten und stationären Angeboten könnte dazu beitragen, die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten zu sichern und zu verbessern.

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat ebenfalls auf die Herausforderungen hingewiesen, mit denen viele Thüringer Krankenhäuser konfrontiert sind. Insbesondere in Regionen mit einer schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung sei es schwierig, ausreichend Fachpersonal zu finden. Guido Dressel, Landeschef der TK, unterstrich, dass der Fachkräftemangel auch eine Rolle bei der Schließung der Sternbach-Klinik spielte.

Analyse der Versorgungsstrukturen

Um den Herausforderungen zu begegnen, halten sowohl Bittrich als auch Dressel eine umfassende Analyse der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen für dringend erforderlich. Dressel merkte an, dass die derzeitige Krankenhausplanung die Realität nicht ausreichend abbildet. Eine mögliche Lösung für schlecht ausgelastete Krankenhausstandorte könnte die Einrichtung von Polikliniken sein, die Fachärzte und kleine Stationen für Patienten mit Überwachungsbedarf anbieten.

Grundversorgung in der Medizin

Die Landkrankenhäuser müssten laut Bittrich insbesondere in den Bereichen der inneren Medizin und Chirurgie eine Grundversorgung sicherstellen. Dies sei notwendig, um beispielsweise Diabetiker oder Herz-Kreislauf-Patienten adäquat zu versorgen und um Unfall- oder Sturzverletzungen zu behandeln. Zudem sei eine Anbindung an den Rettungsdienst erforderlich, um Patienten mit akuten Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen in geeignete Krankenhäuser zu überführen.

Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung sowie die Integration von Physiotherapie, Apotheken und Sozialdiensten sind weitere wichtige Aspekte, die in die Planung einfließen sollten. Diese Elemente sind entscheidend, um eine umfassende und effiziente Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen zu gewährleisten.

Aktuelle Herausforderungen in der Krankenhausplanung

In Deutschland laufen die Krankenhausplanung und die Bedarfsplanung für die Verteilung von Arztsitzen für Praxisärzte bislang parallel. Während die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen für die ambulante Bedarfsplanung zuständig sind, obliegt die Krankenhausplanung dem jeweiligen Bundesland. Diese Planung weist den Klinikstandorten spezifische Leistungen zu, die sie erbringen dürfen.

Die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen hat kürzlich den achten Thüringer Krankenhausplan beschlossen. Allerdings bleibt abzuwarten, welche konkreten Leistungen die einzelnen Häuser in Zukunft anbieten dürfen, da die bundesweite Krankenhausreform noch aussteht. Diese Reform könnte weitreichende Auswirkungen auf die Struktur und Finanzierung der Krankenhäuser haben.

Fazit und Ausblick

Die Diskussion um die Zukunft der Landkrankenhäuser ist von großer Bedeutung, insbesondere in Anbetracht der demografischen Veränderungen und der Herausforderungen, die sich aus der Schließung einzelner Einrichtungen ergeben. Die Notwendigkeit einer sektorenübergreifenden Versorgung und die Integration ambulanter und stationärer Angebote sind zentrale Themen, die in den kommenden Monaten und Jahren weiterverfolgt werden müssen. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist entscheidend, um die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen nachhaltig zu sichern.

Die Entwicklungen in Thüringen könnten als Modell für andere Bundesländer dienen, die ebenfalls mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden, um die Zukunft der kleinen Kliniken zu sichern und die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern.

Quellen: - dpa Thüringen - Zeit Online

Weitere
Artikel