18.10.2024
Neuseeland dominiert America's Cup und steht vor historischem Triumph

Zunächst einmal herrschte Stille auf der Yacht des britischen Team Ineos. Kurz nach dem Zieleinlauf des siebten Rennens des 37. America's Cup vor der Küste von Barcelona wussten weder Skipper Sir Ben Ainslie noch seine sieben Crewmitglieder, was sie sagen sollten. Zu deutlich hatten ihnen die Titelverteidiger des Team New Zealand in diesem Segel-Duell die Grenzen aufgezeigt, wie die FAZ berichtet.

Der Stand im Gesamtklassement wurde zunächst auf 5:2 erhöht. Und weil die Crew nur eine Stunde später den sechsten Sieg folgen und auch hier den Briten nahezu keine Chance ließ, könnte das Finale des America's Cup mit einem möglichen siebten Sieg der Neuseeländer bereits am Samstag enden.

Mehr als ein Kilometer Abstand sowie eine Minute und dreizehn Sekunden lagen am Ende von Rennen sieben zwischen den beiden Yachten. Obwohl die Briten den Start deutlich gewannen und als führende Yacht auf die erste von sechs zu segelnden Geraden auf der 3,6 Kilometer langen Regattabahn gingen, gerieten sie schon kurz darauf durch ein geschicktes Manöver der neuseeländischen Crew um die beiden Steuermänner Peter Burling und Nathan Outteridge ins Hintertreffen.

„Dann hast du gegen die Kiwis so gut wie keine Chance mehr“

Die zu Geschwindigkeiten von bis zu 42 Knoten (78 Kilometer in der Stunde) führenden Windbedingungen besser ausnutzend, bauten die „Kiwis“ ihren Vorsprung kontinuierlich aus und demoralisierten die Briten. „Wir haben es am Start sehr gut gemacht, unsere Position aber leider schnell wieder aufgegeben. Und dann hast du gegen die Kiwis so gut wie keine Chance mehr. Es ist schon etwas enttäuschend“, sagte Ainslie direkt nach dem ersten der beiden Rennen an diesem Freitag.

Dabei hatten sich die Briten nach ihren ersten beiden Siegen am Mittwoch – als sie den Rückstand auf 2:4 verkürzten – durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine Aufholjagd gemacht, die im ersten Cup-Finale mit britischer Teilnahme seit 60 Jahren schließlich auch im ersten Triumph des Vereinigten Königreichs in der 173-jährigen Geschichte des America's Cup überhaupt münden sollte.

Zwar ist die historische Gelegenheit dafür noch nicht vollends verpasst. Doch nachdem die Briten auch das zweite Rennen am Freitag mit deutlich mehr als einem halben Kilometer Rückstand auf die Neuseeländer beendeten, macht sich im Ainslie-Team eine realistische Ernüchterung breit, die an Bord zwischenzeitlich auch in Frustration umschlug. „Es war einfach kein guter Tag für uns. Aber es ist noch nicht vorbei, deswegen beglückwünschen wir die Kiwis auch noch nicht. Morgen ist ein neuer Tag“, sagte Ainslie nach der zweiten Niederlage des Tages.

Eine eher kontrollierte Freude herrschte dagegen bei den Neuseeländern. Nach dem sechsten Sieg im achten Rennen hat die Crew um Skipper Burling den Gesamtsieg vor Augen und kann mit einem weiteren Erfolg an diesem Samstag als erstes Segelteam in der Historie den America's Cup zum dritten Mal in Folge gewinnen. „Wir haben heute fast keine Fehler gemacht und gezeigt, was wir drauf haben“, sagte Burling nach dem zweiten Tagessieg, noch im Cockpitz sitzend.

„Es ist ein tolles Gefühl, es macht so viel Spaß, mit dieser Crew zu segeln.“ In Erinnerung an den America's Cup vor elf Jahren – als die Neuseeländer in einem der größten Comebacks der Sportgeschichte nach einem 8:1-Vorsprung noch 8:9 gegen die Amerikaner verloren – fügte Burlings Ko-Pilot allerdings noch mahnend hinzu: „Wir feiern noch nicht. Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist.“

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