19.10.2024
Philips Medizintechnik auf dem Weg zur Stabilität und Wachstum

Medizintechnik: Das Jahr der Wende für Philips

Im Jahr 2024 zeigt sich für den niederländischen Medizintechnikkonzern Philips eine positive Wende. Nach einer langen Phase der Unsicherheiten und Herausforderungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Affäre um defekte Beatmungsgeräte, konnte das Unternehmen im zweiten Quartal des Jahres einen Anstieg der Auftragseingänge um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Dies markiert das erste Quartal seit zwei Jahren, in dem das Orderbuch wieder gewachsen ist. Der Aktienkurs des Unternehmens, das in direkter Konkurrenz zu Siemens Healthineers steht, erlebte daraufhin einen Anstieg von 11 Prozent.

Juristische Einigung als Wendepunkt

Ein entscheidender Schritt zur Überwindung der Herausforderungen war die Einigung von Philips mit der US-Justiz. Im April 2024 vereinbarte das Unternehmen einen Vergleich in Höhe von über einer Milliarde Dollar, um Klagen von Patienten zu beilegen, die gesundheitliche Schäden aufgrund von defekten Atemgeräten beantragt hatten. Diese Einigung fiel niedriger aus als von vielen Analysten befürchtet, was als positives Signal für den Markt gewertet wurde. Auch eine Einigung mit Versicherungen über etwa 540 Millionen Euro zur Deckung von Haftungsansprüchen trug zur Stabilisierung des Unternehmens bei. Der Aktienkurs stieg daraufhin um 29 Prozent – ein bemerkenswerter Tagesgewinn für ein Unternehmen im AEX-Index.

Rückkehr des Vertrauens

Roy Jakobs, der Vorstandsvorsitzende von Philips, äußerte sich nach der Quartalspräsentation optimistisch und bezeichnete das Settlement als einen wichtigen Meilenstein. Obwohl noch eine Untersuchung des US-Justizministeriums aussteht, scheinen die gravierendsten Herausforderungen überwunden. Jakobs betonte, dass das Vertrauen zurückgekehrt sei – sowohl bei Kunden als auch bei Investoren und Ratingagenturen. S&P und Moody’s haben den Ausblick für Philips zuletzt von „Negativ“ auf „Stabil“ hochgestuft.

Hintergründe der Schwierigkeiten

Die Schwierigkeiten, mit denen Philips konfrontiert war, stammen aus der Übernahme der Tochtergesellschaft Respironics im Jahr 2008. Bestimmte Beatmungsgeräte, die Teil des Portfolios waren, enthielten einen Dämmschaumstoff, der gesundheitliche Risiken durch das Lösen von Partikeln beim Einatmen mit sich brachte. Infolge dieser Probleme rief Philips weltweit 5,5 Millionen Geräte zurück und stellte Austauschgeräte sowie Reparatursets zur Verfügung. Die Gesamtkosten für diese Rückrufaktion und damit verbundene juristische Maßnahmen belaufen sich auf schätzungsweise 5 Milliarden Dollar, wie Berechnungen des Finanzdatendienstleisters Bloomberg zeigen.

Geografische Unterschiede und Marktentwicklung

Philips berichtete, dass das Auftragsplus im zweiten Quartal insbesondere durch das Geschäft in Nordamerika getrieben wurde. Im Gegensatz dazu sieht sich das Unternehmen in China mit Herausforderungen konfrontiert, da dort Antikorruptionsmaßnahmen zu Verzögerungen bei der staatlichen Auftragsvergabe führen. Dennoch gibt es im weiteren Verlauf des Jahres Hoffnungen auf anhaltendes Wachstum, auch wenn die Steigerung nicht unbedingt im gleichen Maße wie im zweiten Quartal ausfallen könnte. Finanzvorstand Abhijit Bhattacharya äußerte, dass ein Wachstum in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten sei, warnte jedoch davor, die 9 Prozent Auftragssteigerung zu extrapolieren.

Führung und zukünftige Ausrichtung

In der Unternehmensführung steht ein Wechsel bevor, da Bhattacharya nach 37 Jahren im Unternehmen Ende September aus dem Vorstand ausscheidet. Seine Nachfolgerin, Charlotte Hanneman, kommt von dem Medizintechnikkonzern Stryker und ist bereits im Philips-Vorstand tätig. Mit einer neuen Führungskraft hofft das Unternehmen, die positive Entwicklung fortzusetzen und seine Marktposition weiter zu stärken.

Marktanalysen und Ausblick

Analysten heben hervor, dass Philips im zweiten Quartal auf vergleichbarer Basis 4,5 Milliarden Euro umsetzte und die operative Umsatzrendite auf 11,1 Prozent steigern konnte. Dies geschah in einem herausfordernden makroökonomischen Umfeld und deutet darauf hin, dass das Unternehmen gut aufgestellt ist, um sich den Herausforderungen des Marktes zu stellen. Das Wachstum in Nordamerika, das als treibende Kraft hinter den Aufträgen identifiziert wurde, könnte ein Zeichen für die Stabilität und das Vertrauen in die Produkte von Philips sein.

Zusammenfassung

2024 wird als Jahr der Wende für Philips in der Medizintechnik betrachtet. Der Konzern hat es geschafft, die Unsicherheiten, die über Jahre hinweg das Geschäft belasteten, zu überwinden. Mit einem gestärkten Auftragsbuch, einer positiven Marktreaktion auf die juristischen Einigungen und einem optimistischen Ausblick auf zukünftiges Wachstum, zeigt Philips, dass es bereit ist, sich den Herausforderungen der Branche zu stellen. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein, um die Stabilität und das Wachstum des Unternehmens langfristig zu sichern.

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