Pakistan kämpft weiterhin mit der Kinderlähmung, einer Krankheit, die in vielen Teilen der Welt als besiegt gilt. Wie die Zeit unter Berufung auf die dpa berichtet, wurden im Jahr 2024 74 Infektionen mit dem Polio-Wildvirus gemeldet, ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu den sechs erfassten Fällen im Jahr 2023. Diese Entwicklung wirft einen Schatten auf die Bemühungen des Landes, das Virus auszurotten.
Die Situation wird durch zunehmende Gewalt, insbesondere in der bergigen Region Khyber Pakhtunkhwa, erschwert. Anfang Februar 2025 wurde dort ein Polizist während einer Impfaktion erschossen. Die TTP, der pakistanische Ableger der Taliban, betont zwar gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (zitiert von der Zeit), dass Impfhelfer nicht Ziel ihrer Aktivitäten seien, doch die Realität sieht anders aus. Die WHO betrachtet die Einschleppung des Polio-Virus nach Europa als Weckruf und betont die Gefahr für Ungeimpfte. Wie die Zeit berichtet, wurden Polio-Viren jüngst in Abwasserproben in mehreren deutschen Städten nachgewiesen, glücklicherweise bisher ohne bekannte Erkrankungen.
Die Arbeit der Impfhelfer ist unter diesen Bedingungen extrem gefährlich. Die 22-jährige Nadschia, die nahe Peschawar Kindern die Schluckimpfung verabreicht, berichtet von der ständigen Angst vor Anschlägen. Trotzdem möchte sie nicht aufgeben, da sie an ihre Arbeit glaubt. Das Innenministerium in Islamabad berichtet laut Zeit, dass seit 2012 fast 150 Impfhelfer und begleitende Polizisten getötet wurden. Diese Gewalt schürt die Skepsis gegenüber Impfungen in der Bevölkerung, wie die Impfhelferin Dschhangir Syed erklärt. Die Angriffe militanter Gruppen auf die Impfkampagne lassen die Menschen glauben, dass die Impfung etwas Schlechtes sei.
Die Global Polio Eradication Initiative (GPEI) konzentriert sich laut ihrer Website auf die wichtigsten Risikogebiete in Pakistan, darunter Zentralpakistan und Süd-Khyber Pakhtunkhwa. Die GPEI betont die Notwendigkeit, jedes Kind mit Impfstoffen zu erreichen, die Überwachung zu verstärken und das politische Engagement, die finanziellen Ressourcen und die technische Unterstützung auf allen Ebenen aufrechtzuerhalten. Wie endpolio.com.pk berichtet, arbeitet das Pakistan Polio Eradication Programme seit 1994 daran, das lähmende Poliovirus aus dem Land zu eliminieren. Die Initiative wird von bis zu 339.521 ausgebildeten und engagierten Polio-Mitarbeitern, dem größten Überwachungsnetzwerk der Welt, unterstützt.
Die Geschichte des zwölfjährigen Abid, der sich mit zwei Jahren mit Polio infizierte und nun eine Beinschiene tragen muss, verdeutlicht die tragischen Folgen der Krankheit. Wie die Zeit berichtet, träumt Abid davon, Pilot zu werden, doch seine Bewegungseinschränkungen machen ihm das Leben schwer. Seine Mutter sorgt sich um seine Zukunft, besonders angesichts der Armut in ihrem Dorf Shirin Kotey nahe der afghanischen Grenze. Seit Abids Erkrankung lassen die Menschen in Shirin Kotey ihre Kinder impfen, und auch Abids Mutter setzt sich bei ihren Nachbarn dafür ein. Sie möchte andere Kinder vor dem Schicksal ihres Sohnes bewahren.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/18/pakistans-schwieriger-kampf-gegen-die-kinderlaehmung
https://polioeradication.org/where-we-work/pakistan/
https://www.endpolio.com.pk/
http://www.emro.who.int/pak/programmes/polio-eradication-initiative.html