19.10.2024
Regengebete der Tengger: Traditionen im Angesicht der Dürre

Gebete für Regen: Traditionen und Rituale in Indonesien

In den letzten Jahren hat die Region um den indonesischen Vulkan Bromo unter zunehmender Dürre gelitten. Die dort lebende Bevölkerung, insbesondere die Tengger, sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, da die Trockenheit ihre landwirtschaftlichen Erträge gefährdet. Um diesen widrigen Umständen entgegenzuwirken, haben die Tengger eine tief verwurzelte Tradition entwickelt, die Gebete für Regen umfasst. Diese Praktiken sind nicht nur spirituelle Handlungen, sondern auch ein Ausdruck der Gemeinschaft und des Glaubens an eine bessere Zukunft.

Die Tengger und ihr Glauben

Die Tengger sind ein indigenes Volk, das in der Nähe des aktiven Vulkans Bromo lebt. Sie praktizieren eine Form des Hinduismus, die stark mit ihren landwirtschaftlichen Traditionen verbunden ist. Jedes Jahr feiern sie das Erntedankfest Kasada, ein Fest, das seit dem 13. Jahrhundert in ihrer Kultur verankert ist. Es dient dazu, Dankbarkeit gegenüber ihren Vorfahren und Göttern auszudrücken und um fruchtbare Ernten zu bitten.

Das Fest zieht Tausende von Pilgern an, die mit Gaben wie Gemüse, Früchten und Vieh zum Vulkan wandern, um diese im Krater zu opfern. Diese Rituale sind ein zentraler Bestandteil ihrer Kultur und spiegeln den tiefen Glauben der Tengger wider, dass ihre Götter auf ihre Bitten hören und ihnen helfen werden, die Herausforderungen der Dürre zu überwinden.

Die Zeremonie des Kasada-Festes

Das Kasada-Fest findet einmal im Jahr, in der Regel zwischen Juni und Juli, statt. In diesem Jahr fiel das Fest auf den 21. und 22. Juni. Die Vorbereitungen beginnen Wochen im Voraus, wenn die Dorfbewohner ihre Gaben sammeln und sich auf die Pilgerreise zum Vulkan vorbereiten. Die Zeremonie beginnt am Fuße des Vulkans mit Gebeten im Tempel, gefolgt von einem Marsch über sandige Pfade zum Gipfel des Berges.

Während der Zeremonie beten die Teilnehmer für eine Rückkehr zu fruchtbaren Böden und gesunden Pflanzen. Die 64-jährige Bäuerin Asih, die Teil der Prozession war, äußerte: „Wir beten für gutes Land, auf dem unsere Pflanzen gesund wachsen können.“ Diese Gebete sind nicht nur persönliche Bitten, sondern auch kollektive Hoffnungen der Gemeinschaft, die in schwierigen Zeiten zusammenhält.

Die Auswirkungen der Dürre

Die Dürre hat verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft in der Region. Viele Bauern, darunter auch Asih, berichten von drastischen Ernteausfällen. Früher konnte Asih ihren Kohl dreimal im Jahr ernten, doch aufgrund des ausbleibenden Regens ist sie jetzt nur in der Lage, einmal jährlich zu ernten. „Wenn die Pflanzen einmal vertrocknet sind, wachsen auch ihre Wurzeln nicht mehr“, erklärt sie besorgt.

Die Situation ist so ernst, dass viele Dorfbewohner befürchten, bald keine Ernte mehr einfahren zu können. Im letzten Jahr erlebten zwei Drittel Indonesiens die schwerste Trockenheitsperiode seit 2019, was durch das Wetterphänomen El Niño verstärkt wurde. Meteorologen prognostizieren zwar mehr Regen für dieses Jahr, doch viele Bauern sind skeptisch und glauben nicht an eine baldige Besserung.

Spirituelle Praktiken und Hoffnung

Die Tengger glauben fest daran, dass Gebete und Rituale eine entscheidende Rolle bei der Beeinflussung der Natur spielen können. Ein spiritueller Anführer der Tengger betont: „Um dem entgegenzuwirken, was der Allmächtige durch die Natur vermittelt, müssen sich die Menschen anpassen und nie vergessen zu beten.“ Diese Überzeugung zeigt, wie eng der Glaube mit dem täglichen Leben und den Herausforderungen der Gemeinschaft verbunden ist.

Die Zeremonien und Gebete sind nicht nur eine Möglichkeit, um um Regen zu bitten, sondern auch eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, zusammenzukommen, ihre Sorgen zu teilen und Hoffnung zu schöpfen. In Zeiten der Not wird der Glaube an eine höhere Macht und die Unterstützung durch die Gemeinschaft zu einer wichtigen Quelle der Stärke.

Fazit

Die Gebete für Regen, die von den Tengger rund um den Vulkan Bromo praktiziert werden, sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Verbindung zwischen Glauben, Kultur und Natur. In einer Zeit, in der die Herausforderungen durch den Klimawandel und extreme Wetterbedingungen zunehmen, bleibt der Glaube an die Kraft des Gebets und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Tengger von zentraler Bedeutung. Die Traditionen, die sie pflegen, sind nicht nur ein Teil ihrer Identität, sondern auch ein Zeichen der Resilienz und des Zusammenhalts in schwierigen Zeiten.

Die Zeremonien rund um das Kasada-Fest sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Menschen in Krisenzeiten auf ihre kulturellen und spirituellen Wurzeln zurückgreifen, um Trost und Hoffnung zu finden.

Quellen: FAZ, Katholisch.de, Evang. Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde.

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