18.10.2024
Rekordniederschläge lösen schwere Überschwemmungen in Frankreich aus

Überschwemmungen in Frankreich: „Das hat es seit Menschengedenken nicht gegeben“

Heftige Regenfälle haben in weiten Teilen Frankreichs zu schweren Überschwemmungen geführt. Zahlreiche Menschen mussten evakuiert werden, Autobahnen und Bahnstrecken sind gesperrt. In Paris kam ein Mann ums Leben, als er von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Zwei weitere Kinder im Alter von drei und fünf Jahren wurden verletzt. Der Wetterdienst Météo France hatte für sechs Departements im Süden des Landes die höchste Warnstufe Rot ausgerufen, für 34 weitere galt die Warnstufe Orange. Auch am Abend setzten die Regenfälle fort. Wie die dpa berichtet, mussten in der Region Auvergne-Rhône-Alpes rund 900 Menschen in Sicherheit gebracht werden, darunter auch viele Schüler. Fernsehbilder zeigten überflutete Autobahnen und Supermärkte sowie Autos, die im Wasser trieben. Zahlreiche Schulen und Kindergärten in der Region blieben bis einschließlich Samstag geschlossen.

Besonders betroffen war die Region um die Stadt Lyon. Die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Lyon und Saint-Étienne wurden gesperrt. Nach Angaben der Staatsbahn SNCF könnten auf der Strecke für mehrere Tage keine Züge fahren. Auch die Lage auf den Autobahnen blieb kritisch. Der Autobahnbetreiber Vinci Autoroutes warnte am Abend vor möglichen Behinderungen auf über 30 französischen Autobahnen.

Die französische Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher zeigte sich tief besorgt über das Ausmaß der Unwetter. „Wir haben es mit einer Situation zu tun, die in ihrem Ausmaß noch nicht dagewesen ist“, sagte sie. Örtlich seien binnen 48 Stunden 60 Zentimeter Niederschlag gefallen, das sei „absolut massiv“. „Das hat es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.“ Die Ministerin sieht einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Wir sind kollektiv mit Episoden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen und die wir immer regelmäßiger erleben werden, wir müssen uns darauf vorbereiten.“ Das Ministerium richtete einen Krisenstab ein. Alle zuständigen Dienste würden mobilisiert, hieß es.

In Paris fiel nach Angaben von Meteorologen in einer Stunde so viel Regen wie sonst innerhalb von zwei Wochen. Einige Metrostationen mussten wegen Überflutung geschlossen werden. Nach Angaben des Innenministeriums waren 1500 Feuerwehrleute im Einsatz, in etlichen Orten heulten die Sirenen. Innenminister Bruno Retailleau sagte in Paris, man tue alles, um den betroffenen Menschen zu helfen. Die Behörden warnten eindringlich davor, sich zu Fuß oder mit dem Auto in überflutete Bereiche zu begeben.

Nach der Überflutung eines Supermarktes in der Stadt Givors an der Rhone, in dem am Abend vorübergehend noch 47 Menschen eingeschlossen waren, schloss die Supermarktkette Carrefour vorsorglich weitere ihrer Geschäfte in Nizza, Cannes, Monaco und Antibes. Wie Carrefour-Geschäftsführer Alexandre Bompard mitteilte, befanden sich zunächst 39 Angestellte sowie 8 Kunden und Angestellte weiterer Läden im Obergeschoss des unter Wasser gelaufenen Supermarktes. Sie wurden am Abend von der Feuerwehr aus dem Gebäude geholt. In der Ardèche im Südosten Frankreichs sollten alle Schulen bis Freitagabend geschlossen bleiben, die Feuerwehr führte 230 Einsätze aus. Im südlich von Lyon gelegenen Givors trat der Fluss Gier über die Ufer. Am Nachmittag waren nach Angaben des Energieversorgers Enedis rund 1000 Haushalte in mehreren Départements ohne Strom.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/frankreich-ein-toter-und-ueberschwemmungen-nach-starken-regenfaellen-110053846.html

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