Die Auswirkungen einer schwarz-roten Koalition auf die deutsche Wirtschaft sind ein komplexes Thema mit unterschiedlichen Facetten. Wie die FAZ berichtet, stehen zwei Hauptkonfliktfelder im Vordergrund: die Außenwirtschaftspolitik und der Klimaschutz.
Während sich Union und SPD grundsätzlich für Freihandel aussprechen und Abkommen wie Mercosur und Verträge mit Indien befürworten, unterscheiden sich die Parteien in ihren Bedingungen für diese Abkommen. Die Union betont laut FAZ den Schutz der deutschen Landwirtschaft, während die SPD soziale, menschenrechtliche und Umweltstandards in den Vordergrund stellt. Ein weiterer Streitpunkt ist das Lieferkettengesetz. Während die Union, wie im CDU-Wahlprogramm festgehalten, und Kanzler Scholz die Abschaffung des Gesetzes fordern, verteidigt die SPD die Regelung und verweist auf die ähnliche EU-Richtlinie.
Im Umgang mit China herrscht laut FAZ zwar Einigkeit über die kritische Haltung gegenüber der zunehmend expansiven Politik des Landes, jedoch unterscheiden sich die Parteien in ihrer Wortwahl. Die Union will China „selbstbewusst“ begegnen, die SPD setzt auf einen „robusten Dialog“. Beide sprechen sich jedoch für „De-Risking“ aus, also den Abbau wirtschaftlicher Abhängigkeiten. Die Beziehungen zu den USA werden in den Wahlprogrammen weniger detailliert behandelt. Beide Parteien betonen die Notwendigkeit einer Vertiefung der Partnerschaft. Wie die FAZ berichtet, warnte Merz vor einer „gefährlichen Zollspirale“ und befürwortete Neuverhandlungen über TTIP, während SPD-Politiker Bernd Lange im Gespräch mit der F.A.Z. „keine Möglichkeit“ für TTIP sieht.
Obwohl sich beide Parteien rhetorisch zum Klimaschutz bekennen, gibt es laut FAZ Differenzen bei den konkreten Maßnahmen. Die Union sieht in der Klimapolitik vor allem eine bürokratische Belastung und stellt sich gegen die EU-Taxonomie und die Pflicht zu Nachhaltigkeitsberichten. Auch die klimapolitischen Leitlinien für Exportkreditgarantien werden von der Union kritisiert. Die SPD hingegen bekennt sich zu den Klimazielen, betont aber die Notwendigkeit einer sozial gerechten Umsetzung.
Die deutsche Wirtschaft sah sich 2023 mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Wie die BBC berichtet, korrigierte Wirtschaftsminister Habeck die Wachstumsprognose für 2024 von 1,3% auf 0,2% nach unten. Die Abhängigkeit von russischem Gas und die hohe Inflation belasteten die Wirtschaft. CNBC berichtet von einem Rückgang der Industrieproduktion und der Exporte im Jahr 2023. Auch die Auftragseingänge der Industrie sanken. Die Bundesbank warnte laut BBC vor einer möglichen Rezession.
Langfristig sieht The Economist die deutsche Wirtschaft durch Veränderungen im Handel und in der Technologie bedroht. Bereits 2019 gab es Bedenken wegen einer Verlangsamung der deutschen Wirtschaft, die nur knapp einer Rezession entging.
Historisch betrachtet, bietet die Analyse der vorherigen großen Koalitionen laut de Gruyter keine eindeutigen Hinweise auf signifikant unterschiedliche Wirtschaftspolitiken im Vergleich zu links- oder rechtsgerichteten Regierungen. Allerdings führte die erste große Koalition (1966-1969) zu einer Ausweitung des Staates.